Die Alpen überqueren – mein lang gehegter Wunsch

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Im Hintergrund ein Bergpanorama, im Vordergrund der Text im hellblauen Kreis:
Alpenüberquerung Tegernsee-Sterzing.
Warum?

Jakobsweg vs. Alpenüberquerung

Eine Alpenüberquerung stand schon seit vielen Jahren auf meiner Bucket-List, also einer (gedanklichen) Liste von Dingen, die ich unbedingt einmal machen möchte.
Früher war eine Alpenüberquerung für mich undenkbar: Ich habe Höhenangst, kann nicht klettern, bin für eine Gruppenwanderung zu langsam. Und vielleicht auch zu eigen.
Also probierte ich das Fernwandern auf einem zwar langen, aber einfach zu gehenden Weg aus: dem portugiesischen Jakobsweg.
Der Caminho Portugues beginnt in Portugals Hauptstadt Porto und endet nach etwa 260 Kilometern und 13 Tagen vor der berühmten Kathedrale in Santiago de Compostela.
Die Infrastruktur ist auch für Anfänger prima geeignet und man lernt unterwegs wirklich ganz leicht Leute kennen, wenn man mag.
Das war ein ganz wundervolles Erlebnis, von dem ich auch heute noch zehre und bei dem ich mich noch einmal ganz neu kennengelernt habe.
Meine Erfahrungen auf dem Jakobsweg kannst du hier nachlesen: Der Portugiesische Jakobsweg Caminho Portuguese.
Getreu dem Motto „Einmal Camino, immer Camino“ hatte ich direkt im Anschluss schon den nächsten Camino geplant: den Camino del Norte.
Das war 2019.
Doch dann kam 2020 und das, was wir wohl alle am liebsten wieder vergessen würden.
Und mit den Belastungen durch die Pandemie rückten der Camino del Norte und weitere Langstreckenwanderungen in wahrhaft weite Ferne.

Damit mir zu Hause nicht die Decke auf den Kopf fiel, schaute ich – zumindest gefühlt ;) – das Internet leer. Ich glaube, ich habe alle Reise-, Fernreise-, Wander- und Abenteuer-Doku sowohl auf YouTube als auch in den Mediatheken von ARD und ZDF angeschaut.
Dabei entdeckte ich auch eine für mich damals unbekannte Route, um die Alpen zu überqueren: Die Route Tegernsee-Sterzing.
Sie wurde als relativ einfach und als „Alpenüberquerung für jedermann“, als eine „Tour für Genießer“ bezeichnet.
Eine Alpenüberquerung ohne Klettern, ohne ausgesetzte Stellen – „normale“ Kondition und Bergerfahrung reichen aus. Und vielleicht kann man den Weg sogar alleine gehen?
Da wurde ich natürlich sofort hellhörig!

Erstens kommt es anders und zweitens, als man denkt …

Nachdem ich mir viele Videos, Webseiten und Karten angeschaut hatte, stand mein Plan fest: Ich werde es versuchen und auf dieser Route die Alpen überqueren. Alleine und ohne Führung, ohne Gruppe.
Also habe ich mich intensiv damit auseinandergesetzt, viel geplant, Unterkünfte gebucht, meine Ausrüstung optimiert und war guter Dinge, im Sommer 2023 die Alpen zu überqueren.

Anfang des Jahres begann ich mit dem Training, ging oft walken und wandern, wollte meine Fitness steigern und mich auch durch längere Wanderungen vorbereiten.
Ich war wirklich gut im Training, und als dann im März 2023 die Werbung für den Mammutmarsch im Ruhrgebiet aufploppte, habe ich mich kurzerhand angemeldet.
Ich war ja gut in Form, da konnte ich neben einem neuen Trainingsanreiz auch gleich noch eine neue Herausforderung meistern.
Nun ja.
Wer meinen Blogpost zum „Mammutmarsch“ (Mammutmarsch Ruhrgebiet – ein gemischtes Fazit) gelesen hat, kennt das Ergebnis:
Die 30 km habe ich zwar geschafft, aber mein Knie hat mir einen sprichwörtlichen Vogel gezeigt.
Durch die hohe Beanspruchung (der Weg ging hauptsächlich über Asphalt) habe ich eine sehr schmerzhafte Überreizung davongetragen, an der ich übrigens bis heute laboriere (dazu später mehr).

Nach Besuchen beim Orthopäden und im MRT beschloss ich im Sommerurlaub im Montafon, in dem ich kaum laufen konnte, die Alpenüberquerung 2023 abzusagen.
Die Entscheidung fiel mir sehr schwer, aber mit dem kaputten Knie konnte ich unmöglich mehrere Tage lang über die Alpen wandern. Ich konnte ja nicht mal Strecken bewältigen, die länger als drei oder vier Kilometer lang waren.
Also verschob ich meinen Plan auf das folgende Jahr.

Hier geht es weiter:

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Ankündigung: Als Frau allein über die Alpen

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Ein Hochplateau in den Alpen mit einem Weg, einem kleinen Teich und Geröll auf grüner Wiese.
Am Himmel ziehen Wolken vorüber.
Im Zentrum des Bildes steht ein Schild mit der Aufschrift "Südtirol Alto Adige", die wegen der vielen Aufkleber kaum zu entziffern ist.

Im Sommer 2024 habe ich mir einen großen Wunsch erfüllt: eine Alpenüberquerung!
Neun Tage war ich allein unterwegs, um von Deutschland über Österreich nach Italien zu wandern.
Welchen Weg ich genommen und wo ich übernachtet habe und wie es mir bei all dem erging, erfahrt Ihr in den kommenden Beiträgen.

Neben schönen Bildern und Etappenbeschreibungen gibt es auch Tipps zum Fernwandern, ich zeige euch mein Gepäck und Ihr erfahrt, warum man sich auch – oder gerade! – als Frau allein auf so einen langen Weg begeben kann.

Bis die Artikelreihe komplett ist, könnt Ihr gerne in älteren Beiträgen stöbern, zum Beispiel über den portugiesischen Jakobsweg, den Caminho Portugues, den ich 2019 – ebenfalls allein – gegangen bin.
Den ersten Beitrag dazu findet Ihr hier:
Auf dem Caminho Portugues – Tag 1
Alle weiteren Beiträge sind dort verlinkt.

Tag 1 auf dem Caminho Portugues
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Insta-Hike auf dem Rothaarsteig

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Mitte Juni haben der Rothaarsteigverein und der Kreis Siegen-Wittgenstein einen Insta-Hike, also eine ganz besondere Wanderung, auf dem Rothaarsteig veranstaltet, zu dem insgesamt 12 Teilnehmer eingeladen waren.
Ich hatte das Glück, eine davon zu sein und war im Vorfeld auch ein bisschen aufgeregt – schließlich bin ich passionierte Alleinwanderin und mache Outdoor am liebsten mein eigenes Ding.
Geplant war ein Teil der 6. Etappe des Rothaarsteigs, also in etwa die Strecke von der Ederquelle bis zum Gillerbergturm bei Lützel.

Eine blühende Wiese und blauer Himmel mit Wölkchen.
Auf dem Himmel steht InstaHike, auf der Wiese #Rothaarsteig

Was ist ein Insta-Hike?

Ganz einfach: Insta=Instagram, Hike=Wanderung.
Ein Insta-Hike (oder InstaHike) ist also eine organisierte Wanderung mit dem Ziel, möglichst viele Bilder für Instagram zu erstellen.
Das klingt vielleicht ein bisschen seltsam, ist aber unter Fotografinnen und Fotografen bei Instagram sehr beliebt und auch weit verbreitet. Es gibt auch Insta-Walks z.B. durch Städte oder Industriebrachen etc. und dabei entstehen wirklich tolle Bilder!

Eine Landschaft wie das Rothaargebirge mit dem Rothaarsteig bietet sich natürlich perfekt für ein Event für Natur- und Landschaftsfotografie an!

Der Giller bei Lützel

Treffpunkt war am späten Nachmittag am Parkplatz am Giller bei Lützel.
Der Gillerberg ist 654 Meter hoch und deutschlandweit bekannt für Kultur Pur, das große Kultur- und Konzertfestival an Pfingsten – das mit den großen weißen Zelten, ich glaube, das ist wohl den meisten von euch bekannt.

Aber auch die Ginsberger Heide sowie die Ginsburg sind bekannte und beliebte Ausflugsziele zum Wandern und (E-)Biken rund um den Rothaarsteig.
Ein perfekter Startpunkt also für unsere besondere Wanderung.

Bevor wir in die Kleinbusse stiegen, die uns zum Startpunkt am Wanderparkplatz Ederquelle an der Eisenstraße bringen sollten, gab es erstmal viel Hallo, Kennenlernen, Wiedersehen und Packen von Rucksäcken und Proviant.

Eine kleine Gruppe Menschen mit Wanderrucksäcken steht im Kreis und schaut in die gleiche Richtung.

Kyrillpfad

Vom Parkplatz Ederquelle aus ging es ein kleines Stück auf dem Forstweg entlang, bevor wir das erste Highlight erreichten, den Kyrillpfad.
2007 fegte Orkan Kyrill über Deutschland und hat insbesondere im Sieger- und Sauerland riesige Schäden verursacht.
Die Kyrillpfade (es gibt weitere Kyrillfpade in Schanze bei Schmallenberg und in Willingen) führen durch kleine Waldgebiete, die seitdem mehr oder weniger sich selbst überlassen wurden und in denen die Natur sich frei entfalten darf. Nach 2007 standen die großen Schäden im Mittelpunkt, vor allem umgestürzte Bäume, im Laufe der Jahre sind daraus aber geheimnisvolle und verwunschene Wege entstanden.

Ederquelle

Die Eder entspringt im Rothaargebirge, fließt 176 Kilometer lang durch Nordrhein-Westfalen und Hessen, speist unterwegs den bekannten Edersee und mündet dann in die Fulda, um sich in Hannoversch Münden mit der Werra zur Weser zu vereinigen und am Ende bei Bremerhaven in die Nordsee zu fließen.

Aber nicht nur die Eder entspringt dem Rothaargebirge, sondern auch die Sieg, die Lahn, die Möhne, die Ruhr und andere.

Die schmale Eder schlängelt sich durch saftig-grüne Wiesen, man sieht verschiedene Bäume und Sträucher.

Der Mittelpunkt des Kreises Siegen-Wittgenstein

Die 6. Etappe des Rothaarsteigs verläuft teilweise entlang der Eder, die sich gemütlich durch das Naturschutzgebiet „Eichenwald“ schlängelt. Der Weg bietet an dieser Stelle weder spektakuläre Ausblicke noch körperliche Herausforderungen, aber gerade das Stille und Sanfte macht ihn so sehenswert, finde ich.
Die Ederauen sind naturbelassen und der Weg ist an dieser Stelle nicht nur kinderwagengeeignet, sondern auch Teil des offiziellen Radwegnetzes.
Ein Highlight auf dieser Etappe ist aber definitiv der geografische Mittelpunkt des Kreises Siegen-Wittgenstein, markiert durch einen großen Findling.

Ein großer Findling mit einer großen Metallplakette steht auf einer Wiese, die Äste eines Baumes überragen den Stein.
Im Hintergrund erkennt man Bäume und Wald.

Rund um Lützel

Im weiteren Verlauf macht der Rothaarsteig einen kleinen Schlenker durch und um das Dorf Lützel herum, und hier hat man auch wieder tolle Fernblicke bis weit über das Johannland hinaus.

Man quert das Skigebiet Hilchenbach-Lützel mit den Wegen für die Loipen und die Liftanlage für den kleinen Skihang, ehe man dann wieder am großen Parkplatz ankommt.
Hier lohnt sich definitiv ein Abstecher zum Gillerbergturm, nur wenige Meter hinter dem Parkplatz (der Beschilderung zur Rodelbahn folgen).

Von dort oben hat man garantiert einen grandiosen Weitblick (angeblich bis zum Siebengebirge!), wegen meiner Höhenangst bin ich aber bisher nicht mal bis zur Hälfte des 15 Meter hohen Turms gekommen.
Egal, auch am Fuße des Gillerbergturms hat man eine unglaubliche Fernsicht über das Siegerland, das Sauerland und Wittgenstein.

Im Idealfall hätte der Tag mit dem Sonnenuntergang und entsprechend tollen Fotos geendet, aber wegen des Wetters (es war am Ende zwar trocken, aber windig und kühl) haben wir den Insta-Hike vorher beendet – natürlich nicht ohne ein Gruppenfoto.

Blick von einer Anhöhe über ein weites Tal, im Hintergrund erkennt man Berge, im Vordergrund eine frisch gemähte Wiese mit einzelnen schwarz eingewickelten Heuballen.

Fazit

Der Insta-Hike war ein ganz neues Erlebnis für mich und ich habe viel mitgenommen.
Zum einen kannte ich die 6. Etappe des Rothaarsteigs tatsächlich noch nicht (und ich war mir eigentlich sicher, alle Rothaarsteig-Etappen im Kreis Siegen-Wittgenstein zu kennen!), aber auch das Wandern in der Gruppe hat Spaß gemacht.

Ich konnte die Menschen hinter Instagram-Accounts kennenlernen, denen ich schon länger folge, habe neue tolle Accounts aus der Region entdeckt und mir auch einiges von den anderen abschauen können.
Besonders spannend finde ich nach wie vor, wie unterschiedlich wir alle den Insta-Hike auf unseren Social Media-Profilen aufgearbeitet haben.
Wir haben zwar alle das Gleiche erlebt, aber trotzdem ganz unterschiedliche Dinge wahrgenommen.

Der Insta-Hike auf dem Rothaarsteig war für mich also ein wirklich tolles Event, und vielleicht habe ich ja Glück und kann noch einmal an einem teilnehmen, der auch außerhalb des Kreises Siegen-Wittgenstein stattfindet.

Mein Dank gilt den Teams vom Rothaarsteigverein und dem Touristikverband des Kreises Siegen-Wittgenstein für die Organisation und allen, die an diesem Nachmittag/Abend dabei waren!

Auf meinem Instagram-Account (melanie.isabell.lahmer_autorin) findet Ihr eine kleine filmische Zusammenfassung des Events: Klick.

Ein niedriger hölzerner Wegweiser mit rot-weißen Hinweisplaketten auf den Rothaarsteig und einer anderen, die ein weiß eingekreistes W auf schwarzem Grund zeigt.

PS: Wenn Ihr Bilder vom Rothaarsteig zur Blüte des pinkfarbenen Fingerhuts seht – schaut mal genauer hin, vielleicht sind sie bei unserer Wanderung entstanden!

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Mammutmarsch Ruhrgebiet – ein gemischtes Fazit

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Vor einigen Tagen fand in Duisburg der Mammutmarsch Ruhrgebiet 2023 statt.
Also nicht nur in Duisburg, aber im dortigen Landschaftspark Duisburg (LaPaDu) befanden sich Start und Ziel.
An insgesamt zwei Tagen konnte man unterschiedliche Distanzen zurücklegen:
30 und 55 km am Samstag, 45 km am Sonntag.
Unterm Strich also 30, 45, 55, 75 oder 100 km.
Die Strecke führte uns an oder durch einige Industriedenkmäler, besondere oder wichtige Orte, aber auch durch erstaunlich viel Natur.
Auch wenn nicht jeder Kilometer schön war, so habe ich doch einiges vom Ruhrgebiet sehen können, was mir sonst vielleicht verborgen geblieben wäre.

Teile eines riesigen, teilweise rostigen Hochofens vor Wölkchen-Himmel
Im Landschaftspark Duisburg

Die Wanderung

Wer mich und meinen Blog kennt, weiß, dass ich leidenschaftliche Alleinwanderin bin.
Ich liebe es, mit mir und meinen Gedanken durch die Landschaft zu gehen, meinen Blick schweifen zu lassen, Schönes und Neues zu entdecken, mich dabei zu bewegen und herauszufordern und für die Zeit der Wanderung einfach nur ich zu sein – ohne Verpflichtungen und ohne Kompromisse mit anderen Menschen.
Das ist für mich der Inbegriff von Freiheit.

Dass ich das beim Mammutmarsch im Ruhrgebiet nicht bekommen werde, war mir natürlich von Anfang an klar.
So grün es dort auch sein mag, aber Fernblicke sind rar gesät und die Natur ist noch stärker reguliert als in den Mittelgebirgen, wo ich mich am liebsten bewege.
Aber darum ging es mir auch gar nicht.
Ich wollte einfach mal eine von anderen festgelegte Strecke gehen, mich von der „Herde“ mitziehen lassen und schauen, wie es mir in so einer – gut organisierten – Massenveranstaltung gefällt.

Am Mammutmarsch Ruhrgebiet haben 7.500 Menschen teilgenommen, die in unterschiedlichen Startgruppen zu mehreren hundert Menschen loszogen.
Es gab viel Musik, einen Countdown, einen Schlachtruf („Mammut! Marsch!“) und richtig gute Stimmung.
Auf den ersten Kilometern fiel ich direkt weit zurück, weil ich so viel fotografiert habe.
Unterwegs kam ich immer wieder mit anderen ins Gespräch, mit einem anderen Mammut bin ich ein paar Kilometer gemeinsam gegangen und er hat mir viel vom Ruhrgebiet und den vielen Möglichkeiten dort erzählt. Ein bisschen Heimatkunde und Geschichte war auch dabei und ich habe mich sehr wohl gefühlt. Außerdem flogen die Kilometer nur so dahin.

Ein Strommast, der aussieht, als würde er tanzen, auf einer Wiese, im Hintergrund der Gasometer Oberhausen.
Das Kunstwerk heißt Zauberlehrling und steht in Oberhausen.
Der „Zauberlehrling“ in Oberhausen, im Hintergrund der Gasometer.

Das Teilnehmerfeld zog sich, aber alle, mit denen ich unterwegs ins Gespräch kam, habe ich entweder an einem der Versorgungspunkte oder auf der Strecke wiedergetroffen.
Die beiden Versorgungspunkte für meine Strecke waren gut gewählt: einmal im Park von Haus Ripshorst und einmal im OLGA-Park, beides in Oberhausen.
Hier gab es Snacks und Getränke und viel Motivation und gute Laune.
Schuhe wurden ausgezogen, Blasen versorgt, geächzt und gehumpelt – und sicherlich hat der eine oder die andere an einem dieser Punkte entschieden, den Marsch dort zu beenden.

Das Ziel

Je näher ich dem Ziel im Landschaftspark Duisburg kam, desto voller wurde die Strecke.
Das hatte einmal damit zu tun, dass viele Mammuts immer langsamer wurden und sogar ich als „Wanderschnecke“ viele überholte (unterwegs wurde ich eigentlich die ganze Zeit überholt, was mir aber total egal ist).
Aber auf den letzten zehn Kilometern wurden die 30 Kilometer- und die 55 Kilometer-Strecke zusammengeführt, sodass dann tatsächlich mehr Leute auf dem Weg waren. Zwischendrin gab es ein paar Engstellen, bei denen man vor lauter Überfüllung gar nicht richtig gehen konnte. Das hat zwar ein bisschen genervt, ist aber bei so vielen Menschen unvermeidlich.

Unterwegs gab es vereinzelte Schilder vom Veranstalter (die Schilder mit der Anzeige von 10 bzw. 20 Kilometer waren Foto-Hotspots, für die man sich anstellen musste!), im Zielgebiet wurde aber noch einmal richtig motiviert, was mir gut gefallen hat. Ich bin mir sicher, dass die relativ hohe Geschwindigkeit im Pulk auch damit zu tun hatte.

Der Zieleinlauf selbst war toll:
Jedes einzelne Mammut wurde mit Musik, Rasseln und Klatschen beim Zieleinlauf begrüßt und bekam eine Medaille umgehängt – und zwar alle, auch diejenigen, die erst spät am Abend ins Ziel kamen.
Da hat sich sogar ein bisschen Rührung in mir breit gemacht.

Leider kam gegen Ende Regen auf, was die Stimmung insgesamt eher gedämpft hat.
Im Regen und auf nassen Bänken sitzt man einfach nicht so gern beisammen, erst recht nicht, wenn man nach der Anstrengung auch noch eine relativ lange Heimfahrt hat.

Mein Fazit

Der Mammutmarsch Ruhrgebiet 2023 hat Spaß gemacht, die Organisation war gut und man hat sich eigentlich um alle und alles gekümmert.
Mehr Mülleimer entlang der Strecke wären gut gewesen, da es an den Verpflegungsstellen Bananen und Müsliriegel gab. Der Abfall quoll aus den wenigen überfüllten städtischen Mülleimern oder lag direkt auf und neben der Strecke. Das war nicht so schön.

Rein sportlich lief es für mich wie erwartet: Ich kam gut durch, die 30 Kilometer sind nicht Nichts, waren aber gut zu bewältigen. Ich hatte am nächsten Tag nicht mal Muskelkater, nur etwas schwere Beine.
Blasen hatte ich auch keine, aber ich habe meine Füße gut vorbereitet und die Barfußschuhe waren dann offensichtlich tatsächlich die richtigen (mehr dazu in meinem vorherigen Beitrag zum Mammutmarsch).

Schwarzes T-Shirt mit der Aufschrift Mammutmarsch Ruhrgebiet 2023, 30/55 Km Extremwandern.
Darauf liegt eine schwarze Holz-Medaille mit rotem Band sowie ein rotes Armband aus Stoff.
Auf beidem steht mit gelber Schrift Finisher.
Medaille, Finisher-Armband und T-Shirt

Und jetzt das Aber:
Es war mir stellenweise zu voll.
Zu viele Menschen, zu viele negative Gespräche um mich herum (ich hatte den Eindruck, dass nur über Probleme gesprochen wurde) und viel zu viel Asphalt.
Letzteres wusste ich natürlich vorher, aber wie schädlich das lange Laufen auf Asphalt für meine Gelenke wirklich ist, merke ich erst jetzt im Nachhinein.
Ich habe meine beginnende Arthrose unterschätzt und sitze nun mit einem entzündeten Knie hier am Schreibtisch. Das ist sehr unangenehm und für mich auch eine traurige Wahrheit: Gesundheitlich ist einfach nicht mehr alles drin. Zumindest keine 50.000 Schritte vorwiegend auf Asphalt.
Unterwegs hatte ich keinerlei Schmerzen, die mich ja zumindest gewarnt hätten. Beim Laufen war alles tip-top, erst nach der langen Pause nach dem Zieleinlauf begann der Schmerz und ist seither nicht mehr vergangen.
Mal schauen, wie es damit weitergeht und wann ich wieder Sport machen kann – oder überhaupt erstmal schmerzfrei gehen.

Einen faden Beigeschmack hatten dann einige Diskussionen in der zugehörigen Facebook-Gruppe.
Einige Sport-Wanderer beschwerten sich tatsächlich, dass sie von den langsamen Wanderern ausgebremst wurden und diese damit ihre Pace (gemessene Geschwindigkeit) versaut hätten.
Natürlich sind das nur Einzelfälle, aber sie unterstreichen noch einmal mein Gefühl, dass diese Wanderevents nichts für mich sind.
Ja, es ist beeindruckend, wie viele Menschen die 55 Kilometer mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von mehr als 6 km/h gegangen sind. Ich kann das nicht.
Aber niemand weiß, welche Opfer die langsamen Wanderer bringen, wie schwierig es für sie gewesen ist, überhaupt zu starten und wie viel Glück es für viele bedeutet, dann nach 30 Kilometern auch ins Ziel zu kommen.
Wie viele Menschen hatten keine Zeit für die Vorbereitung, weil sie einen unglaublich kräftezehrenden Alltag haben? Für wie viele Menschen ist so eine lange Wanderung – inklusive Zielapplaus und Medaille – ein absolutes Highlight, weil sie sich nicht vorstellen konnten, es überhaupt zu schaffen? Weil sie lange verletzt waren, chronisch krank sind, sich für eine große Gewichtsabnahme belohnen oder nach einer schwierigen Lebensphasen mal wieder richtig spüren wollen?
Vielen hat man angesehen, wie strapaziös die Wanderung für sie war. Und nicht wenige sind mit feuchten Augen ins Ziel gegangen, weil sie für sich etwas Unglaubliches geleistet haben.
Das zählt und das ist wichtig und das macht auch den Reiz solcher Veranstaltungen aus. Die eigenen Grenzen kennenlernen und überschreiten. Sich von der Masse motivieren zu lassen und etwas vollbringen, was man vorher für unmöglich hielt.

Ich bin sehr froh, dass ich den Mammutmarsch ausprobiert habe und hatte auch Spaß dabei.
Aber es ist einfach nicht meine Art zu wandern. Ich bin nach wie vor lieber allein im Wald und auf den Höhen und mit mir und meinen Gedanken.
Aber ich weiß jetzt auch, dass ich das Ruhrgebiet unbedingt mal mit dem Fahrrad erkunden möchte.
Ich glaube, dass man da unheimlich viel entdecken kann – und dann ist Asphalt sogar der richtige Untergrund.
Aber erstmal muss jetzt mein Knie heilen.

Rhein-Herne-Kanal - sehr gerader Kanal, gesäumt von Frühlingsbäumen und Grünstreifen.
Am Himmel ziehen dunkle Wolken auf.
Rhein-Herne-Kanal
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Mammutmarsch – die nächste Herausforderung

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Im Hintergrund ein farbig beleuchteter Hochofen, davor in Großbuchstaben:
Little Mammut Ruhrgebiet.
Oben rechts in der Ecke steht: 30/55 km
Mammutmarsch
https://mammutmarsch.de/

Für dieses Jahr habe ich mir einige sportliche Herausforderungen vorgenommen und mich manchen auch schon gestellt: So habe ich im Januar die Prüfung zum 5. Kyu – dem ersten violetten Gürtel – im Shotokan-Karate bestanden.
Die größte Herausforderung und damit ein Lebenstraum steht mir allerdings Ende Juli/Anfang August bevor: die Alpenüberquerung. Dazu werde ich natürlich noch ausführlicher schreiben.
Weil ich wegen der Alpenüberquerung gerade so gut im Wander-Training bin, kam mir – mehr oder weniger zufällig – ein passendes Event dazwischen: ein Mammutmarsch.
Neulich habe ich beim Durchscrollen bei Facebook Werbung für den Mammutmarsch entdeckt und mich daran erinnert, dass ich mich vor ein paar Jahren schon einmal damit beschäftigt, letztlich aber nicht teilgenommen habe.
Diesmal habe ich nicht lange überlegt und mich am nächsten Tag direkt angemeldet. Allein schon, um mir diese Chance nicht schon wieder entgehen zu lassen.
Und ja, auch, um meinen inneren Schweinehund direkt zu verwarnen …

Was ist ein Mammutmarsch?

Extremwanderungen sind schon seit einigen Jahren in und werden unter unterschiedlichen Namen veranstaltet:
Megamarsch, 100 km- Wanderung, 24 Stunden-Wanderung, Marathon-Wanderung – oder eben Mammutmarsch.
Bei all dem geht es darum, die persönlichen Grenzen kennenzulernen und, wenn möglich, zu überwinden.
Vieles findet im Körper statt, in den Muskeln und Gelenken, das Wichtigste passiert aber im Kopf.
Irgendwann im Laufe der Wanderung wird sich zeigen, wie stark man mental ist.
Ob man mit den unweigerlichen Schmerzen umgehen kann, mit der Erschöpfung, der Unlust, der Frage nach dem Sinn des Ganzen, mit der Müdigkeit und der Einsamkeit.

Eine Bekannte, die schon einige Ultrawanderungen unternommen hat, meinte mal, die letzten 5 Kilometer seien die schwierigsten. Egal, ob sie 20 Kilometer hinter sich hat oder 70.
Immer, wenn ich denke, es geht nicht mehr, denke ich an diesen Spruch und komme dann jedes Mal wieder weiter.

Ultrawanderungen (oder Extremwanderungen) haben in der Regel eine definierte Strecke und ein ungefähres Zeitfenster. Je nach Streckenlänge sind das zwischen 12 und 24 Stunden.
Ja, genau. 24 Stunden.
Ein ganzer Tag. Mit allen Phasen, die so ein Tag hat: Essensphasen, Ruhephasen, aktive Phasen, Schlafphasen.
All das wird ignoriert und stattdessen gewandert. Bei Licht und bei Schatten, in der Sonne, im Regen, in der Mittagshitze und vor allem auch in der Nacht. Wenn es kalt wird, man erschöpft ist, Hunger hat, alles weh tut und man außerhalb des Lichtkegels der Stirnlampe nichts mehr sieht.
Wahnsinn!

Ich bin mir relativ sicher, dass mir für die 100 Kilometer – resp. 24 Stunden – Geduld und Biss fehlen. Und ja, auch der Mut und die Leidensfähigkeit.
Umso schöner, dass es auch kürzere Distanzen gibt.
Der „Little Mammut“-Marsch im Ruhrgebiet wird in Distanzen von 30, 45 und 55 Kilometer innerhalb von zwei Tagen angeboten. Man kann also entweder 30, 45, 55, 75 oder 100 Kilometer in einem bzw. zwei Tagen wandern.
Ich habe mich fürs erste Mal für die kurze Distanz von 30 km entschieden, liebäugel aber schon mit den nächsten Terminen und einer längeren Strecke.
Mal schauen, wie es am Samstag wird!

Auf die Strecke an sich freue ich mich jedenfalls schon.
Der Lauf beginnt und endet im Landschaftspark Duisburg und führt an einigen Industriedenkmälern vorbei.
Die Strecke über 55 Kilometer beinhaltet zum Beispiel die berüchtigte Treppe am Tetraeder in Bottrop und Zeche Zollverein in Essen.
Ich lasse mich überraschen, was ich auf der 30 Kilometer-Distanz so alles sehen werde.

Die Vorbereitung

Ehrlich?
Ich habe mich gar nicht wirklich vorbereitet.
Zum Einen habe ich mich nur für die 30 Kilometer-Strecke angemeldet. Das halte ich für machbar, obwohl ich überhaupt erst ein Mal so weit gewandert bin.
Das war vor ein paar Jahren am Grünen Band zwischen Gerstungen in Thüringen und Herleshausen in Hessen.
Das Grüne Band befindet sich auf der ehemaligen „Zonengrenze“ zwischen der DDR und der BRD und ist knapp 1.400 Kilometer lang. Die von mir begangene Etappe war 30 km lang und hatte – im Gegensatz zum Mammutmarsch in Duisburg – einige Höhenmeter.

Neben der vergleichsweise kurzen Strecke bin ich aktuell auch verhältnismäßig fit.
Die Vorbereitungen auf die Gürtelprüfung in Karate und das regelmäßige Training machen sich nach wie vor bemerkbar.
Der Hauptgrund ist aber, dass ich mich ohnehin auf die Alpenüberquerung vorbereite.
Dafür mache ich regelmäßig Nordic Walking und habe mir Monatsziele gesetzt. Das sind zwar meist kürzere Strecken unter 8 Kilometer, dafür aber regelmäßig.
Und ich liebe es, mit meinem E-Bike durch die Gegend zu fahren (zuletzt z.B. durch den Westerwald. Mit Unterstützung überhaupt kein Problem)!
Jaja, ich weiß – E-Bikes werden von vielen Leuten belächelt. Aber man radelt ja trotzdem und kann dadurch den Bewegungsradius deutlich vergrößern.

Zur Vorbereitung habe ich eine einzige längere Wanderung gemacht, und zwar den Hilchenbacher Höhenring.
Der ist etwa 22 Kilometer lang, geht einmal rund um Hilchenbach im Siegerland und bietet sehr viele schöne Aussichten auf das Rothaargebirge und den Westerwald.

Für mich ist also der Mammutmarsch an sich eher Teil der Vorbereitung für die Alpenüberquerung.

Die Ausrüstung

Verpflegung

Da es auf den organisierten Märschen immer auch Versorgungspunkte gibt, muss man sich zumindest ums Essen schon mal keine Gedanken machen.
Ich werde eine Packung Studentenfutter mitnehmen, ein Päckchen Traubenzucker und zwei oder drei Müsliriegel.
Der große Hunger kommt eh erst hinterher, und dann kaufe ich mir etwas vor Ort.
An den Versorgungspunkten gibt es Obst, Gemüse, Brötchen, Snacks und Getränke.
Das sollte reichen, denn länger als nötig werde ich mich dort nicht aufhalten. Ich gehöre zu den Menschen, die nach einer längeren Pause erstmal wieder Zeit brauchen, um in die Gänge zu kommen.
Wichtiger als Essen ist Wasser. Davon werde ich zwei Liter mitnehmen – das sollte bis zum nächsten Versorgungspunkt reichen, außerdem muss das ja auch alles getragen werden.

Ausstattung

Die Probewanderungen im Vorfeld dienen natürlich nicht nur der Fitness, sondern sind auch ein Ausstattungscheck. Das ist umso wichtiger, je länger man unterwegs ist.
Denn Schuhe, die beim Kauf noch super sitzen, können nach 10 Kilometern drücken, nach 15 Kilometern Blasen verursachen und nach 25 Kilometern verhasst in die Büsche geworfen werden (naja, zumindest im übertragenen Sinn).
Auch die Hose kann nach einiger Zeit unangenehm reiben oder der Rucksack nach fünf Stunden Scheuerstellen hervorrufen.

Wandern mit Barfußschuhen

Mein Problembereich sind die Schuhe.
Seit vielen Jahren trage ich, wenn überhaupt, nur Barfußschuhe.
Dadurch sind normale Schuhe, egal wie breit und weich sie auch sein mögen, mittlerweile einfach nur unbequem. Da merke ich erstmal, was ich meinen Füßen all die Jahre über angetan habe.
Den Jakobsweg 2019 bin ich noch mit normalen Wanderschuhen gegangen, das hat damals auch gepasst.
Mittlerweile taugen mir die aber nur noch für kurze und sehr schlammige Wege; auf längeren Strecken trage ich wegen der Dämpfung Schuhe von Five Fingers. Die sind allerdings nicht wasserdicht.

Nach sehr langer und intensiver Recherche habe ich für die Alpenüberquerung endlich Barfuß-Bergstiefel von Vivobarefoot gefunden. Die haben eine tiefe Profilsohle, sind aber trotzdem sehr weich und biegsam und haben höchstens optisch etwas mit den typischen Wanderschuhen zu tun.
Das Ruhrgebiet, vor allem aber die Strecke vom Mammutmarsch, hat so gar nichts mit Bergen und Geröll zu tun und die Höhenmeter sind auch sehr überschaubar.
Trotzdem werde ich meine Bergstiefel anziehen, auch wenn sie auf den ersten Blick völlig übertrieben wirken. Die meisten Menschen tragen auf Ultra- und Extremwanderungen Trailrunner, weil sie relativ leicht und elastisch sind und außerdem auch leicht und trotzdem gedämpft. Auch Christine Thürmer, die „meistgewanderte Frau der Welt“ (Outdoor-Interessierte werden sie sicher kennen) trägt auf ihren Touren Trailrunner.
Würde ich wohl auch, wenn ich bisher welche gefunden hätte, deren Zehenbox breit genug ist. Nun ja.

Wer also diesen Text liest und beim Mammutmarsch eine Frau mit scheinbar schweren Lederstiefeln sieht: Das bin ich. Und die Schuhe sind viel leichter und gemütlicher, als sie aussehen!

Rucksack

Für mein bisschen Gepäck (Verpflegung, Sonnenschutz, Powerbank, Wanderstöcke, Handtuch und Jacke) nehme ich meinen Leichtrucksack von Osprey, der hat sich schon auf dem Jakobsweg bewährt.
Der ist mit 38 Litern zwar etwas groß, dafür sitzt er perfekt und ist viel leichter als mein 28 Liter-Rucksack von Deuter.
Aber im Grunde reicht vermutlich ein 20 Liter-Rucksack (oder sogar noch weniger).
Hauptsache, er sitzt gut!

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16 Summits – Der Langenberg in NRW

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Die #16Summits, oder auch „16 Gipfel“, ist meine persönliche Challenge:
Ich möchte von allen 16 Bundesländern die jeweils höchste natürliche Erhebung besteigen, wobei „besteigen“ nicht immer ganz wörtlich zu nehmen ist.
Mehr über die Challenge erfahrt ihr hier: 16 Summits oder 16 Gipfel – hoch hinaus in Deutschland.

Den Anfang macht der Langenberg, mit 843,5 Metern der höchste Berg in Nordrhein-Westfalen, meiner Wahlheimat.

Rotes rundes Logo mit der Aufschrift "16 Summits NRW Langenberg". Ein Gipfelkreuz scheint durch das transparente Logo.

Der Langenberg liegt im Rothaargebirge, zwischen Olsberg und Winterberg in Nordrhein-Westfalen und Willingen in Hessen, ziemlich genau auf der Grenze der beiden Bundesländer.

Die zweite Etappe des Rothaarsteigs von Willingen nach Winterberg führt über den Langenberg, damit ist er auch der höchste Punkt des insgesamt 154 km langen Fernwanderweges.

Infoboard:

  • 51° 16′ 35″ N, 8° 33′ 30″ O
  • Länge Wanderung: 14,8 km, Höhenmeter: 410 m auf, 420 m ab
  • Erreichbarkeit Gipfel: zu Fuß, per Rad, evtl. reiten
  • Einkehren: Hochheide Hütte Niedersfeld, Cafés und Imbiss in Niedersfeld Ort (Öffnungszeiten beachten!)
  • Parken: 59955 Winterberg-Niedersfeld, z.B. am Hillebachsee (kostenpflichtig)
  • Schwierigkeit, Anspruch: mittel, je nach Startpunkt normale bis gute Kondition nötig
  • Sehenswürdigkeiten: Clemensberg, Niedersfelder Hochheide, Bruchhauser Steine
  • ÖPNV: Bushaltestellen in Niedersfeld
  • Wanderwege: Rothaarsteig, viele Rundwege, z.B. bei www.ich-geh-wandern.de

Düsterer Sonnenaufgang mit Nebel und diesigem Himmel. Links im Bild ist ein großer Holzstapel zu sehen, in der unteren Bildmitte ein einzeln stehender Laubbaum. Mystische Atmosphäre.
Start bei Sonnenaufgang

Langenberg und Kahler Asten – zwei Konkurrenten?

Irrtümlich wird immer wieder der Kahle Asten als höchster Berg NRWs bezeichnet, aber er ist fast zwei Meter niedriger als der Langenberg, nämlich 841,9 Meter. Dafür ist der Kahle Asten die höchstgelegene asphaltierte Stelle in Nordrhein-Westfalen, sodass man einfach hochfahren kann und sich die Mühen einer Wanderung spart. Dafür ist man dann aber auch nur auf dem zweithöchsten Gipfel NRWs.

Allerdings hat man vom Kahlen Asten eine grandiose Weitsicht über das Rothaargebirge und angeblich auch bis zum Brocken im Harz, der Wasserkuppe in der Rhön und den Taunus.

Der Langenberg bietet leider nichts von alledem, sein Gipfel ist, typisch für das Rothaargebirge, von Bäumen umgeben.
Meine Wanderung im September 2020 führte noch durch Nadel- und Mischwälder, ein Blick auf Google Maps zeigt mir aber, dass auch der von mir eingeschlagene Weg mittlerweile Opfer großflächiger Abholzungen wurde. Der Borkenkäfer freut sich über jeden geschwächten Baum, und ich vermute, dass man in absehbarer Zeit auch vom Langenberg große Fernsicht haben wird.

Doch der Weg zum höchsten Berg Nordrhein-Westfalens bietet auch unterwegs genügend aussichtsreiche Punkte, nicht zuletzt vom Clemensberg (837 Meter).
Rund um den Langenberg gibt es jede Menge Wanderwege, man kann beinahe von jedem beliebigen Punkt starten und sich eine Route nach Wunsch aussuchen.
Ich habe mich für folgenden Rundweg entschieden: Zur Spitze des Rothaargebirges: höher geht’s nicht.

Letztlich bin ich – laut Komoot – 14,8 km gelaufen und habe dabei 410 Höhenmeter bergauf mitgenommen und 420 Höhenmeter bergab.

Ein Holzpflock mit vielen bunten Wanderwegmarkierungen. Er steht auf einer Wiese, im Hintergrund sieht man einen Weg und Nadelbäume.
Jede Menge Wanderwege

Die Niedersfelder Hochheide und der Clemensberg

Startpunkt war der kostenpflichtige Parkplatz am Hillebachsee bei Niedersfeld.
Durch das Wohngebiet geht es recht steil bergauf, bis man nach etwa 3 Kilometern die Hochheide Hütte erreicht, in der man auch einkehren kann. Wegen des nahe gelegenen Parkplatzes ist das gesamte Gebiet insbesondere an schönen Tagen sehr gut besucht.

In unmittelbarer Nähe befindet sich der Start des 5 km langenGoldenen Pfads, einem Landschafts-Therapiepfad. Er führt durch die Niedersfelder Hochheide und hält verschiedene Stationen bereit – Sinnsprüche, Märchenbücher, eine Liegeinsel zwischen Bäumen.
Den Goldenen Pfad erreicht man auch ganz einfach vom Parkplatz der Hochheide Hütte, wenn man nicht ganz so gut zu Fuß ist.

Ein Gang durch die Niedersfelder Hochheide ist definitiv empfehlenswert, vorher sollte man aber noch einen Abstecher zum Clemensberg unternehmen. Da der Langenberg eher unspektakulär daherkommt, kann man hier vom Gipfelkreuz aus Richtung Winterberg und zum Kahlen Asten blicken und sich ins Gipfelbuch eintragen. Weil er so leicht zu erreichen ist, ist man allerdings eher selten alleine auf dem Gipfel.

Blick vom Clemensberg ins westliche Sauerland. Ein Schild mit einem Foto, auf dem die Berge benannt sind, die man von der Stelle aus sehen kann.
Auf dem Gipfel des Clemensberges

Auf dem Rothaarsteig

Hat man die Hochheide im Naturschutzgebiet Hoher Hagen durchquert, gelangt man auf den Rothaarsteig. Bis zum Gipfel des Langenbergs folgt man nun dem liegenden weißen R auf rotem Grund. Dieser Bereich ist Teil der zweiten Rothaarsteig-Etappe von Willingen nach Winterberg, und so kamen mir auch gelegentlich schwer bepackte Wanderer entgegen, die vermutlich mehrere Tage auf dem Rothaarsteig unterwegs waren.

Blick über die Hochheide. Man sieht gelblich-grünes Gras, violettes Heidekraut, vereinzelte Nadelbäume. Im Hintergrund die dunklen Kuppen des Rothaargebirges, der Himmel ist leicht bewölkt.
Die Hochheide im Naturschutzgebiet Hoher Hagen

Der Langenberg

Am Oberen Burbecker Platz kann man auf den Bänken noch einmal kurz Luft holen, bevor es dann zum Langenberg empor geht. Das letzte Stück ist etwas schmaler als der Wirtschaftsweg und man steht dann fast überraschend oben auf dem Gipfel.
Dort erwartet einen das Gipfelkreuz nebst Stempel, mehrere Sitzgelegenheiten und eine Holz-Hängematte. Ich hatte Glück, und die Hängematte war frei, sodass ich erstmal meine Schuhe auszog und zum Entspannen die Füße hochlegte.
Fernblick hat man, wie erwähnt nicht, aber wenn sich die Trockenheit der letzten Jahre fortführt, kann man in absehbarer Zeit wohl ebenso weit blicken wie vom Kahlen Asten.

Blick von Holzhängematte auf das Gipfelkreuz des Langenbergs. Man sieht die Füße mit Wanderschuhen von einer Person, die auf der Hängematte liegt. Im Hintergrund grün belaubte Bäume, der Himmel ist blau.
Abhängen auf dem höchsten Berg von NRW

Der Rückweg

Zurück ging es vom Oberen Burbecker Platz zum Unteren Burbecker Platz, von dem aus viele Wanderwege abzweigen.
Ich entschied mich für den relativ direkten Weg nach Niedersfeld. Kommt man von oben, ist man relativ schnell unten, wer jedoch meinen Weg in umgekehrter Richtung geht, bringt seinen Kreislauf auf diesem Abschnitt richtig in Schwung.
Bis zum Parkplatz am Hillebachsee muss man fast durch den ganzen Ort laufen, findet dort aber auch Einkehrmöglichkeiten, einen Supermarkt, eine Obst- und Gemüsescheune und mehrere Ferienwohnungen und –zimmer. Auch an mehreren Bushaltestellen kommt man vorbei.

Fazit

Es gibt verschiedene Wege hinauf auf den Langenberg – aber egal, welchen man nimmt: Die Hochheide im Naturschutzgebiet Hoher Hagen ist immer einen Abstecher wert.
Alles in allem kann man bei einer Wanderung auf den Langenberg einen schönen Tag im naturreichen Rothaargebirge verbringen und bekommt fast alles, was man sich wünschen kann: Natur, Ausblicke, Unterhaltung, Einkehrmöglichkeiten und streckenweise Menschenleere.

Blick auf ein Tor aus dünnen Stämmen und dem liegenden R des Rothaarsteigs. Es ist der Eingang zum Goldenen Pfad.
Eingang zum 5 km langen Goldenen Pfad

Die übrigen Erhebungen der 16 Summits:

  • Saarland: Dollberg (695,4 Meter)
  • Rheinland-Pfalz: Erbeskopf (816,3 Meter)
  • Niedersachsen: Wurmberg (971,2 Meter)
  • Sachsen-Anhalt: Brocken (1141,2 Meter)
  • Hessen: Wasserkuppe (950 Meter)
  • Thüringen: Großer Beerberg (982,9 Meter)
  • Baden-Württemberg: Feldberg (1493 Meter)
  • Schleswig-Holstein: Bungsberg (167,4 Meter)
  • Bayern: Zugspitze (2962,1 Meter)
  • Berlin: Erhebung der Arkenberge (120,7 Meter / künstliche Aufschüttung, gesperrt); höchste natürliche Erhebung: Großer Müggelberg (114,7 Meter)
  • Brandenburg: Kutschenberg (201 Meter)
  • Bremen:  Erhebung im Friedehorstpark (32,5 Meter)
  • Hamburg: Hasselbrack (116,2 Meter)
  • Mecklenburg-Vorpommern: Helpter Berge (179,2 Meter)
  • Sachsen: Fichtelberg (1214,8 Meter)
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16 Summits oder 16 Gipfel – hoch hinaus in Deutschland

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Das hohe hölzerne Gipfelkreuz des Langenbergs. Im Vordergrund ein großer Stein mit Plakette, ein roter Rucksack ist angelehnt. Im Hintergrund grün belaubte Bäume und ein Stück einer hölzernen Hängematte.
Gipfelkreuz auf dem Langenberg, Nordrhein-Westfalen

Ich weiß nicht mehr, wann ich das erste Mal auf die Idee stieß, aber ich war sofort angefixt:
Bei der 16 Summits– oder 16 Gipfel-Challenge geht es nicht um die 16 höchsten Berge Deutschlands, sondern um die jeweils höchste natürliche Erhebung eines jeden Bundeslandes. Mit Bergen im landläufigen Sinn hat es also nicht immer etwas zu tun.

Ich bin ja Fan von Zahlen und Statistiken, und vom Wandern sowieso. Also war schnell klar, dass ich das auch machen will … ?
Es gibt keine Stempelkarten, keine Anmeldung, nicht mal eine Facebookgruppe.
Aber viele Wanderer, die diese Idee aufschnappen und auf eigene Faust losziehen.

Mittlerweile habe ich die Hälfte geschafft und werde nach und nach hier im Blog darüber berichten. Vielleicht gibt es unter euch ja Nachahmerinnen oder jemanden, der noch eine neue Idee zum Wandern sucht? Oder habt Ihr euch ohnehin schon auf den Weg gemacht?

Hier habt Ihr schon mal eine Liste – Ihr werdet sehen, dass die Herausforderungen unterschiedlicher kaum sein können!

  • Baden-Württemberg: Feldberg (1493 Meter)
  • Bayern: Zugspitze (2962,1 Meter)
  • Berlin: (Arkenberge 120,7 Meter /künstl. Aufschüttung; höchste natürlich Erhebung: Großer Müggelberg (114,7 Meter)
  • Brandenburg: Kutschenberg (201 Meter)
  • Bremen:  Erhebung im Friedehorstpark (32,5 Meter)
  • Hamburg: Hasselbrack (116,2 Meter)
  • Hessen: Wasserkuppe (950 Meter)
  • Mecklenburg-Vorpommern: Helpter Berge (179,2 Meter)
  • Niedersachsen: Wurmberg (971,2 Meter)
  • Nordrhein-Westfalen: Langenberg (843,2 Meter)
  • Rheinland-Pfalz: Erbeskopf (816,3 Meter)
  • Saarland: Dollberg (695,4 Meter)
  • Sachsen: Fichtelberg (1214,8 Meter)
  • Sachsen-Anhalt: Brocken (1141,2 Meter)
  • Schleswig-Holstein: Bungsberg (167,4 Meter)
  • Thüringen: Großer Beerberg (982,9 Meter)

Neue Blogeinträge werde ich an dieser Stelle verlinken.
Ein paar Bilder gibt es schon auf meinem Instagram-Account krimi_camperin.

Juckt es euch schon in den Wanderfüßen?
Das freut mich und ich wünsche euch viel Spaß bei dieser anderen Art, Deutschland zu erkunden!

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„Det fikante Loch“ in Wilnsdorf

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Die Hinrichtungsstätte „det fikante Loch“ in Wilnsdorf spielt eine besondere Rolle in „Kuckucksspiel“.

An dieser Stelle wurden früher „Malefikanten“ hingerichtet, nachdem sie zuvor am Richtertisch verurteilt wurden. Der Richtertisch befindet sich ein Stückchen weiter oben und bekommt noch einen eigenen Blogeintrag.

Das Buch am Inspirationsort

Aufmerksam geworden bin ich durch eine Freundin, die mir von einem alten Richtplatz „irgendwo im Wald bei Wilnsdorf“ erzählte. Also habe ich mich an meinen Rechner gesetzt, ein bisschen im Netz gesucht und wurde schnell fündig.
Und noch schneller war mir klar, dass dieser Ort unbedingt in einen Krimi gehört!

Det fikante Loch

Die Inschrift der Platte lautet:

DET FIKANTE LOCH
Nachdem an dem Femgericht
Freistuhl Hoheroth – 400 M von hier
das Urteil über den
Malefikanten – Missetaeter –
gefällt worden war, wurde es
wahrscheinlich hier am
Fikante Loch
mit Tod durch den Strang vollstreckt


Zu den Femegerichten in Westfalen habe ich ausführlich recherchiert und viel Spannendes erfahren.
Um mein Wissen mit der Hauptfigur Natascha zu teilen, habe ich einen Historiker ersonnen, Doktor Hünsborn. Natascha stattet ihm in seinem Büro an der Uni in Siegen einen Besuch ab.
Das Gespräch zwischen den beiden hat sich wie folgt zugetragen:

»Guten Tag, Herr Doktor Hünsborn. Krüger von der Kripo Siegen.«
Natascha hielt dem Historiker ihren Dienstausweis entgegen.
Sie hatte einen weißhaarigen, pfeiferauchenden Universitätsdozenten kurz vor der Pensionierung erwartet und war entsprechend überrascht, einem jungen Wissenschaftler gegenüberzustehen. Hünsborn war etwa Ende Dreißig, hatte einen roten Gabelbart und war ausgesprochen dick. Mit dem langen roten Haar, das ihm in Wellen auf die Schultern fiel, erinnerte er an Obelix. Fehlte nur noch die gestreifte Hose.
»Kommen Sie rein!«
Hünsborn keuchte und führte sie in ein schmales Büro voller Bücher. Verlegen räumte er einen Bücherstapel von einem schwarzen Plastikstuhl und bat sie, sich zu setzen.
»Sie haben Fragen zur historischen Rechtsprechung?«
Hünsborn ließ sich ächzend auf seinen Bürostuhl fallen, und Natascha fürchtete, das Gestänge würde das Gewicht nicht auffangen können. Aber der Stuhl hielt.
»Erzählen Sie mir bitte mehr über die Rechtsprechung im mittelalterlichen Siegerland!«
Nataschas Blick blieb an einem mehrbändigen Nachschlagewerk zur Grafschaft Nassau-Oranien hängen; von einem der Buchrücken schaute ihr der in Siegen allgegenwärtige Fürst Johann Moritz entgegen.
»Wer wurde denn an dem Richtertisch in Wilnsdorf verurteilt? In der Inschrift am Richtertisch geht es um ein Femegericht und um zwölf femewürdige Vergehen. Können Sie mir mehr darüber erzählen?«
»Ja, wissen Sie«, begann Hünsborn und verschränkte die Arme vor seinem massigen Bauch. »Es ist vermutlich nicht so, wie Sie sich das vorstellen.« Wieder hüstelte er, und Natascha wartete, dass er endlich zur Sache kam. »Zwischen dem vierzehnten und Anfang des sechzehnten Jahrhunderts waren die Femegerichte in Westfalen weit verbreitet. Auch heute noch ranken sich viele mystische Geschichten um diese Freigerichte oder Freistühle; man munkelt von heimlichen Sitzungen in dunklen Höhlen und anderen Abenteuerlichkeiten. Aber so war es in Wirklichkeit nicht. Die Femegerichte waren in erster Linie für Vergehen zuständig, die man damals ‚handhafte Tat’ nannte. Es wurde beispielsweise einberufen, wenn jemand in flagranti erwischt worden war. Diese Gerichte waren zusammengesetzt aus Freigrafen und mehreren Schöffen, ihr Hauptsitz war in Dortmund.«
Hünsborn lehnte sich in seinem wackligen Stuhl zurück und schien langsam warm zu werden.
»Könnten Sie das Ganze bitte etwas abkürzen? Ich fürchte, unser Zeitfenster reicht nicht für die Langversion.«
Sie versuchte, ihre Beine auszustrecken, stieß aber gegen einen der vielen Mappenstapel auf dem Boden. Also zog sie die Knie wieder an und verharrte in der unbequemen Sitzhaltung.

Die drei Stelen und die mit Moos überwachsenen Findlinge

Im weiteren Verlauf des Gesprächs wird Natascha noch mehr über mittelalterliche Strafmethoden erfahren, was auch für die Bewertung des Falles in Kuckucksspiel wichtig ist.
Aber ich will hier ja nicht alles verraten …
:)

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„Märchenspur“ – Familien-Rundwanderweg in Bad Berleburg

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Der Rundwanderweg „Märchenspur“ wurde im Oktober 2020 eröffnet und ist damit das sprichwörtliche Nesthäkchen unter den Wanderwegen rund um den Rothaarsteig.

Offiziell ist er 5,6 km lang und ganz auf Kinder, Familien und Märchenfreunde ausgelegt. Auf der Seite der Stadt Berleburg ist er mit zwei Stunden Dauer angegeben, ich würde aber deutlich mehr veranschlagen. Wir waren drei Stunden unterwegs, sind aber nicht stur gewandert, sondern haben viel links und rechts geschaut, Pausen gemacht – und sind zwei Mal in die Irre gelaufen.

Die Wegführung ist an manchen Stellen verwirrend (z.B. beim Spielplatz oder der Rotkäppchen-Station), letztlich macht es aber nichts, wenn man den Weg gelegentlich verlässt. Das Bad Berleburger Schloss als Start- und Endpunkt findet man so oder so wieder.

Für jüngere oder nicht so waldbegeisterte Kinder könnten vielleicht noch zwei oder drei zusätzliche Stationen die Motivation erhöhen. Zwei der sechs Stationen liegen im Schlosspark und damit nah beieinander, die übrigen vier verteilen sich dann auf dem restlichen Rundweg.

Das war es aber auch schon mit meiner Kritik.

Wichtig ist auch der Hinweis, dass die Märchenspur nicht kinderwagentauglich ist, auch nicht für robuste Sportwagen. Eine Tragehilfe ist hier für die ganz Kleinen sehr nützlich.

Eine Prinzessin auf Schloss Berleburg

Die Idee des Familien-Wanderweges ist sehr schön und wurde gut umgesetzt, denn Bad Berleburg ist wie geschaffen für einen Märchen-Wanderweg.

Die Märchenspur beginnt an Schloss Berleburg, das Viele aus der Region mindestens von der Weihnachtszeitreise kennen, dem Weihnachtsmarkt mit historischem Flair rund um Schloss und Schlosspark.

Das Bad Berleburger Schloss ist schon seit mehr als 600 Jahren von der Fürstenfamilie Sayn-Wittgenstein-Berleburg bewohnt, und mit ganz viel Glück können die Kinder dabei sogar einer waschechten Prinzessin begegnen (Nathalie Prinzessin zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg ist eine erfolgreiche Dressurreiterin und züchtet kostbare Reitpferde auf ihrem Gestüt in Bad Berleburg).

Von dort geht es an Ententeichen vorbei zur Gänsewiese, wo man bei schönem Ausblick eine erste Rast einlegen kann. Außerdem steht dort eine Stempelstation, denn die Kinder können sich bei der Tourist-Info in Bad Berleburg einen Stempelpass holen und ihn am Ende der Wanderung gegen eine kleine Überraschung eintauschen.

Wisente, Enten und Gänse im Wald

Anschließend führt der Weg in den Buchen- bzw. Mischwald, das dichte Laub auf dem Boden macht nicht nur den Kindern Spaß!
Die Wälder rund um Bad Berleburg sind Teil des berühmten Wisent-Projekts, das auf die Initiative der Fürstenfamilie Sayn-Wittgenstein-Berleburg zurückgeht.

Die Märchenspur hat insgesamt sechs Stationen, an denen ein Märchen in Kurzform erzählt wird und die immer einen Bezug zu ihrem Standort haben. Und hier können die Kinder auch ihr Stempelheft füllen.

An einigen Stellen kreuzt man den Wald-Skulpturenweg und Zubringerwege zum Rothaarsteig sowie weitere bekannte (Rund-)Wanderwege.

Fazit

Die Märchenspur ist ein schöner Familien-Rundwanderweg um Bad Berleburg im Rothaargebirge. An sechs Stationen werden Märchen nacherzählt und die Kinder können dort Stempel sammeln und sich am Ende des Weges eine kleine Überraschung abholen.

Für die 5,6 km sollte man allerdings reichlich Zeit einplanen, weil es im Wald so viel zu schauen gibt und ein schöner Waldspielplatz zum längeren Verweilen einlädt.

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Seven Summits Siegen

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Seven Summits Siegen? Was soll das sein?
Siegen wurde, wie einst Rom, auf sieben Hügeln erbaut.
Und wer die Berge liebt, kennt die Seven Summits – die jeweils höchsten Berge aller sieben Kontinente.
Was liegt also näher, als die Seven Summits nach Siegen zu holen und eine Tageswanderung daraus zu machen? Ganz ohne Gasflasche und Steigeisen, dafür aber mit tollen Ausblicken und bereichernden Anblicken.

Meine erste Gruppenwanderung

Henry vom Deutschen Alpenverein, Sektion Siegerland, arbeitete eine knackige Wanderung aus, um Siegens sieben Berge in einer Rundwanderung zu erklimmen.
Die Idee fand ich dermaßen bestechend, dass ich unbedingt dabei sein wollte, obwohl ich ja eigentlich passionierte Alleinwanderin bin. So kam ich also eher zufällig zu meiner ersten geführten Gruppenwanderung (Spoiler: Es wird auch nicht die letzte gewesen sein!).
Der September hat uns ohnehin mit viel Sonne verwöhnt, und so hatten wir auch an diesem Samstag Glück mit dem Wetter.
Treffpunkt war beim Café del Sol im Alchetal, gleich dort, wo sich der AndersRoom und die Minigolfanlage befinden.

Wir waren zu elft, und nach einer Vorstellungsrunde und einem kurzen Fußmarsch zum Warmwerden ging es direkt querfeldein hinauf auf den Fischbacherberg .
Hatte ich mir im Vorfeld gedacht, wir würden reguläre Wanderwege benutzen, wurde ich direkt eines Besseren belehrt. Aber das war auch gut und sollte auch den Rest des Tages so weitergehen.

Blick vom Fischbacherberg nach Süden

Fischbacherberg

Oben auf dem Fischbacherberg angekommen, erwartete nicht nur uns Teilnehmer eine Überraschung, sondern auch Henry als Wanderführer: Bei der letzten Runde stand oben auf der Kuppe noch ein (angeschlagener) Wald, mittlerweile liegt dort eine großflächig abgeholzte Brache. Hier hatte man offensichtlich mit schwerem Gerät gearbeitet, denn der Trigonometrische Punkt, den Henry uns eigentlich zeigen wollte, war kaputtgefahren und beschädigt worden und wir mussten ihn erst suchen und wieder aufstellen.
Trigonometrische Punkte dienen als Markierungspunkte bei Kartografie und Landvermessung, und da im Stadtgebiet keine Gipfelkreuze stehen, waren die Triangulationspunkte auf der Wanderung ein würdiger Ersatz – sofern sie noch da lagen, wo sie schon seit Ewigkeiten liegen sollten.

Trigonometrischer Punkt am Fischbacherberg, demoliert

Schon auf dem Fischbacherberg – also dem ersten von sieben – begann das allgemeine Staunen: „Hier war ich ja noch nie“, „Das ist unerwartet schön“, „So eine Ecke vermutet man hier gar nicht“ – das zog sich den ganzen Tag hin, denn Henry hat wirklich interessante Winkel ausgesucht und wir haben Stellen entdeckt, die wir von alleine vermutlich niemals aufgesucht hätten.

Rosterberg

Vom Fischbacherberg wanderten wir ins Tal zum „Stummen Loch“ an der Sieg und von dort aus durch den Wald hinauf zum Rosterberg. Dessen höchster Punkt befindet sich auf einem Spielplatz – genauer: auf der Rutsche des Spielplatzes. Hier machten wir eine erste coronakonforme Rast, ehe es durch das Wohngebiet hinunter zur Leimbachstraße ging.

Ein schönes Steindorf auf dem Rosterberg
#Siegerlandstones

Häusling

Unterhalb des Leimbachstadions ging es dann „hintenrum“ hinauf auf den Häusling, der mich von allen Bergen am meisten überraschte: Mitten in der Stadt, direkt neben der stark befahrenen Frankfurter Straße (Höhe Schleifmühlchen) gibt es einen dichten Mischwald mit vielen Spazierwegen und bemerkenswerten Ausblicken auf die Oberstadt und das Krönchen.
Henry gönnte uns ohnehin viele Blicke aufs Krönchen, das Siegener Wahrzeichen. Manchmal mussten wir dafür querfeldein stiefeln, manchmal war der Aussichtspunkt auch mit Tisch und Bänken ausgestattet.

Blick vom Häusling auf die Oberstadt samt Krönchen

Siegberg

Nach einer ausgedehnten Fotopause an einer Sitzecke ging es vom Häusling erst bergab zur Frankfurter Straße, dann durch Hainstraße, Donzenbachstraße und Metzgerstraße durch die schönsten Winkel der Oberstadt. Die haben im Herbst einen ganz besonderen Charme und ich genieße es jedes Mal, dort spazieren zu gehen.
Da der Siegberg allerdings schon unser vierter Berg war und die Altstadt bekanntermaßen recht steil ist, fühlte es sich nicht mehr allzu sehr nach Spaziergang an. Da kam die Mittagspause (am frühen Nachmittag) am Oberen Schloss doch sehr gelegen. Wir setzten uns allerdings nicht in den Schlosspark, sondern nutzten den höchsten für uns erreichbaren Punkt, den Wehrturm mit den beiden Kanonen – und natürlich dem Krönchen als Fotomotiv.

Lindenberg

Ein Stückchen des Weges vom Siegberg auf den Lindenberg ist identisch mit dem Elisabethpfad (bzw. Pilgerpfad) und ich hatte das Teilstück von Hain hinauf auf den Lindenberg noch in unschöner, da ziemlich steiler, Erinnerung.
Ja, dieses Stück ließ sich nicht angenehm laufen, es ist steil und der Weg ist in schlechtem Zustand. Aber wer jemals oben auf dem Katzenplätzchen war, weiß, dass sich der Aufstieg lohnt. Von hier hat man wirklich einen tollen Blick auf die gesamte Innenstadt, auf Weidenau und den Monte Schlacko, auf den Wellersberg und auch in Richtung Rödgen und Wilnsdorf.

Das Katzenplätzchen auf dem Lindenberg

Giersberg

Der sechste Berg unserer Tour war der Giersberg. Das ist der am dichtesten bebaute Berg in Siegen, entsprechend führten nur Treppenwege und Bürgersteige nach oben und das Attraktivitätslevel war eher gering, zumal wir mittlerweile auch schon ein paar hundert Höhenmeter hinter uns hatten und es mit über zwanzig Grad auch deutlich warm war.
Ganz oben befindet sich eine Kleingartenanlage. Der höchste Punkt versteckt sich zwar auf einem abgesperrten Grundstück dort, aber wir konnten immerhin eine Pause im Schatten von Apfelbäumen machen und dabei liebevoll gepflegte Gärten begutachten.
Bergab war es auch nicht besonders schön, da der Giersberg wirklich von allen Seiten dicht bebaut ist und wir uns teilweise zwischen parkenden Autos hindurchschlängeln mussten.

Der weithin sichtbare Sender auf dem Giersberg

Wellersberg

Von der Weidenauer Straße im Tal aus mussten wir nur noch Richtung Charlottental wandern, um von dort aus die letzte Herausforderung, den Wellersberg, zu meistern. Der bot mit der Panzerwiese, einem riesigen Areal aus der Zeit der Belgischen Garnison, wieder sehr viel Natur. Der höchste Punkt befindet sich hier im Wald, und auch dort findet man, wie an einigen anderen Stellen, noch Überreste aus der Zeit der Belgier: Zäune, Betonpfosten, abgesperrte Bereiche.
Von dort aus mussten wir nur noch bergab gehen. Henry lotste uns durch Stadtwald und Gesträuch und zeigte uns den alten Friedhof am Wellersberg, über den ihr hier mehr lesen könnt.
Nach gemütlichen sieben Stunden Wanderung und 740 Höhenmetern auf- und 720 Höhenmetern abwärts erreichten wir wieder unseren Startpunkt.
Es war eine tolle Erfahrung, in einer Gruppe zu wandern und dabei viel über die Stadt und ihre Geschichte zu erfahren, ganz neue Ansichten zu bekommen und Ecken kennenzulernen, die ich von alleine nie gefunden hätte. Auch die Gespräche mit den Mitwanderern waren interessant, lustig, spannend und teilweise auch persönlich und zum Nachdenken anregend – auch wenn wir uns vorher gar nicht kannten.
Wir haben vielleicht nicht ausschließlich die schönsten Ecken der Stadt kennengelernt, dafür wusste aber zu jedem bemerkenswerten Ort jemand etwas zu erzählen. Und das hat die Wanderung enorm bereichert.

Einmal rund um die Stadt

Zum Abschluss kehrten wir noch ins Café del Sol ein und ließen den Nachmittag ausklingen – und machten schon wieder Pläne für die nächste gemeinsame Wanderung.
Ich werde zwar nach wie vor am liebsten alleine wandern, weil es für mich den größten Erholungseffekt hat. Aber ich habe mir ganz fest vorgenommen, jetzt öfter mal in einer Gruppe zu wandern.

Die Seven Summits verdienen ihren Namen

Nachtrag:
Dieser Beitrag erschien in leicht gekürzter Form auch im „bergauf-bergab“, der Mitgliederzeitschrift des DAV – Deutscher Alpenverein, Sektion Siegerland – Heft 175, 04/2020.
Klick hier!

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