
Jakobsweg vs. Alpenüberquerung
Eine Alpenüberquerung stand schon seit vielen Jahren auf meiner Bucket-List, also einer (gedanklichen) Liste von Dingen, die ich unbedingt einmal machen möchte.
Früher war eine Alpenüberquerung für mich undenkbar: Ich habe Höhenangst, kann nicht klettern, bin für eine Gruppenwanderung zu langsam. Und vielleicht auch zu eigen.
Also probierte ich das Fernwandern auf einem zwar langen, aber einfach zu gehenden Weg aus: dem portugiesischen Jakobsweg.
Der Caminho Portugues beginnt in Portugals Hauptstadt Porto und endet nach etwa 260 Kilometern und 13 Tagen vor der berühmten Kathedrale in Santiago de Compostela.
Die Infrastruktur ist auch für Anfänger prima geeignet und man lernt unterwegs wirklich ganz leicht Leute kennen, wenn man mag.
Das war ein ganz wundervolles Erlebnis, von dem ich auch heute noch zehre und bei dem ich mich noch einmal ganz neu kennengelernt habe.
Meine Erfahrungen auf dem Jakobsweg kannst du hier nachlesen: Der Portugiesische Jakobsweg Caminho Portuguese.
Getreu dem Motto „Einmal Camino, immer Camino“ hatte ich direkt im Anschluss schon den nächsten Camino geplant: den Camino del Norte.
Das war 2019.
Doch dann kam 2020 und das, was wir wohl alle am liebsten wieder vergessen würden.
Und mit den Belastungen durch die Pandemie rückten der Camino del Norte und weitere Langstreckenwanderungen in wahrhaft weite Ferne.
Damit mir zu Hause nicht die Decke auf den Kopf fiel, schaute ich – zumindest gefühlt ;) – das Internet leer. Ich glaube, ich habe alle Reise-, Fernreise-, Wander- und Abenteuer-Doku sowohl auf YouTube als auch in den Mediatheken von ARD und ZDF angeschaut.
Dabei entdeckte ich auch eine für mich damals unbekannte Route, um die Alpen zu überqueren: Die Route Tegernsee-Sterzing.
Sie wurde als relativ einfach und als „Alpenüberquerung für jedermann“, als eine „Tour für Genießer“ bezeichnet.
Eine Alpenüberquerung ohne Klettern, ohne ausgesetzte Stellen – „normale“ Kondition und Bergerfahrung reichen aus. Und vielleicht kann man den Weg sogar alleine gehen?
Da wurde ich natürlich sofort hellhörig!
Erstens kommt es anders und zweitens, als man denkt …
Nachdem ich mir viele Videos, Webseiten und Karten angeschaut hatte, stand mein Plan fest: Ich werde es versuchen und auf dieser Route die Alpen überqueren. Alleine und ohne Führung, ohne Gruppe.
Also habe ich mich intensiv damit auseinandergesetzt, viel geplant, Unterkünfte gebucht, meine Ausrüstung optimiert und war guter Dinge, im Sommer 2023 die Alpen zu überqueren.
Anfang des Jahres begann ich mit dem Training, ging oft walken und wandern, wollte meine Fitness steigern und mich auch durch längere Wanderungen vorbereiten.
Ich war wirklich gut im Training, und als dann im März 2023 die Werbung für den Mammutmarsch im Ruhrgebiet aufploppte, habe ich mich kurzerhand angemeldet.
Ich war ja gut in Form, da konnte ich neben einem neuen Trainingsanreiz auch gleich noch eine neue Herausforderung meistern.
Nun ja.
Wer meinen Blogpost zum „Mammutmarsch“ (Mammutmarsch Ruhrgebiet – ein gemischtes Fazit) gelesen hat, kennt das Ergebnis:
Die 30 km habe ich zwar geschafft, aber mein Knie hat mir einen sprichwörtlichen Vogel gezeigt.
Durch die hohe Beanspruchung (der Weg ging hauptsächlich über Asphalt) habe ich eine sehr schmerzhafte Überreizung davongetragen, an der ich übrigens bis heute laboriere (dazu später mehr).
Nach Besuchen beim Orthopäden und im MRT beschloss ich im Sommerurlaub im Montafon, in dem ich kaum laufen konnte, die Alpenüberquerung 2023 abzusagen.
Die Entscheidung fiel mir sehr schwer, aber mit dem kaputten Knie konnte ich unmöglich mehrere Tage lang über die Alpen wandern. Ich konnte ja nicht mal Strecken bewältigen, die länger als drei oder vier Kilometer lang waren.
Also verschob ich meinen Plan auf das folgende Jahr.
Hier geht es weiter: