Der Kindelsbergpfad

Herzlich willkommen im neuen Jahr!


Während es in meinem Lieblings-Wandergebiet, den Alpen, ordentlich geschneit hat, müssen wir hier im Siegerland mit Regen und grauem Nebel ausdauern.
Für Januar und Februar habe ich einen neuen Schreibplan ausgeheckt: Immer, wenn ich mein Wochensoll erreiche oder überschreite, belohne ich mich mit einer Wanderung. In der ersten Januarwoche habe ich mir deshalb endlich den Kindelsbergpfad vorgenommen. Den hatte ich schon lange in Planung, aber es ist natürlich zeitlich immer schwierig, eine mehrstündige Wanderung unterzubringen.
Der Kindelsbergpfad ist 14,6 km lang und beinhaltet durchaus ein paar Höhenmeter. Mehr jedenfalls, als die meisten anderen Wanderhöhepunkte entlang des Rothaarsteigs.

Startpunkt Loher Tal

Meine Runde begann ich in Kredenbach in der Nähe des Loher Tals. Die Weiher waren mit einer leichten Eisdecke überzogen und Reste von harschigem Schnee lagen auf und zwischen den Bäumen. Der Boden war leider ziemlich matschig und deshalb nicht ganz einfach zu gehen. Ich war froh, meine Stöcke dabei zu haben.
Außerdem testete ich auf dieser Runde erstmals mein neues Trinksystem. Irgendwann im Sommer habe ich von Trinkflaschen zu einer Wasserblase gewechselt. Das hat den Vorteil, dass ich mehr trinke, weil ich nicht mehr anhalten muss. Dank Trinkschlauch kann ich eigentlich die ganze Zeit kleine Schlucke trinken, was definitiv gut ist. Da aber das Ventil nicht richtig dicht ist und ständig Wasser heraustropft, habe ich mir ein neues System zugelegt. Den Adapter kann ich auf die meisten handelsüblichen Trinkflaschen schrauben und das Ventil ist dicht. Was will man mehr!

Nach Müsen

Vom Loher Tal aus ging es durch den Wald leicht ansteigend in Richtung Müsen. An diesem Tag war es ziemlich neblig und die erhoffte Fernsicht blieb aus, aber die Strecke bietet auch so genügend zum Schauen. So entdeckte ich ganz unerwartet einen aktiven Springbrunnen kurz vor Müsen im Brombachtal. Etwa einen Kilometer vorher sollte eigentlich ein Stollenmundloch in der Nähe des Weges liegen (Grube Brüche), aber irgendwie habe ich es nicht entdeckt. Zugegeben: Richtig gesucht habe ich nicht. Die Geschichte des Siegerländer Bergbaus war eine Zeitlang ein Hobby von mir und ich habe schon wirklich viele Stolleneingänge gesehen. Da spielt einer mehr oder weniger für mich keine Rolle mehr.
In Müsen erwartete mich dann eine Überraschung: An einer exponierten Stelle am Waldrand stand eine Leseinsel – eine Metallbank mit integriertem Staufach, in dem nicht nur einige (Kinder-)Bücher lagen, sondern auch warme und gemütliche Sitzkissen. Eigentlich war mir noch gar nicht nach einer Pause zumute, aber der Platz war dermaßen einladend, dass ich kurzerhand mein Frühstück vorverlegte und mich bei der Gelegenheit auch gleich im Gästebuch verewigte. Eine sehr schöne Idee!

Frisch gestärkt ging es dann an den Aufstieg über die Martinshardt zum Kindelsberg. Doch zuerst kam ich an diesem schönen Kleinod vorbei. Ich weiß nicht, wer dieses kleine Heim gebaut hat, aber es hat mich wirklich erfreut. Und ich hoffe sehr, dass nicht irgendwelche Vandalen kommen und es zerstören.

 

Das Müsener Revier

Der Aufstieg zur Martinshardt ist nicht ohne und ich war froh um meine Wanderstöcke, die meine Knie doch merklich entlasteten. Außerdem wurde der Schnee umso dichter, je höher ich stieg.
Der Weg ist gespickt mit alten Bergbau-Relikten wie Stollenmundlöcher, Pingen und Halden sowie vielen Hinweisschildern.
Man passiert das Grubengelände Wilder Mann und die Müsener Klippen (ein Pingenfeld des Stahlberger Stocks) und auch auf dem Weg talwärts streift man mehrere Gruben. Das Müsener Revier gehörte zu den bedeutendsten des Siegerländer Erzbergbaus, die Grube Stahlberg wurde 1311 erstmals erwähnt und war bis 1931 in Betrieb. Auch heute erinnert in Müsen noch viel an die Zeit des Bergbaus, das Stahlbergmuseum nebst Besucherstollen ist ein Highlight für die ganze Familie.

Gipfelfeeling

Der Weg hinauf zur Martinshardt (616 m) wird zwar teilweise steil, ist aber gut zu gehen. Auf der Martinshardt erwartete mich sogar ein Gipfelkreuz! Vom zugehörigen Gipfelbuch habe ich leider erst hinterher gelesen, sonst hätte ich mich selbstverständlich eingetragen.
Bis zum Kindelsbergturm (617 m) ging es erst ein Stückchen bergab, um dann noch einmal steil bergauf zu gehen. Unterwegs kam ich an dem Parkplatz vorbei, an dem Natascha und Simon aus »Knochenfinder« ihren ersten Geocache machen. Erinnert ihr euch?
Doch diesmal war der Parkplatz verwaist, denn der Nebel wurde zunehmend dichter und lud nicht unbedingt zum Spazierengehen ein.
Auf dem Kindelsberg kehrte ich im gleichnamigen Restaurant ein und gönnte mir einen schönen heißen Kaffee, bevor ich mich an den Abstieg machte. Leider war es dank Nebel nichts mit dem Fernblick, ich ahne aber, dass der an schönen Tagen von dort oben aus sehr beeindruckend sein muss. Also werde ich zumindest dieses Teilstück noch einmal im Frühjahr oder Sommer erwandern.
Die Schneemenge auf dem Kindelsberg war im Vergleich zum Tal beachtlich, nahm aber mit jedem Höhenmeter ab. Als ich nach etwas mehr als einer Stunde wieder in Kredenbach ankam, war es nur noch nass und matschig.

Mein Fazit

Der Kindelsbergpfad ist ein sehr abwechslungsreicher Rundweg, der ein bisschen Trittfestigkeit und Kondition erfordert und an vielen Relikten der Bergbauzeit vorbeiführt. Wer noch nicht so viel über den Siegerländer Erzbergbau weiß, kann sich auf dieser Strecke ein gutes Bild machen und erfährt auch einige historische Fakten. Praktischerweise liegt der Kindelsberg als höchste Stelle in der Mitte des Rundwegs und man kann ganz prima im Restaurant einkehren.

Lust auf weitere Wanderhöhepunkte?

Der Elisabethpfad von Siegen nach Hainchen
Der Jakobsweg von Siegen nach Krottorf
Der historische Rundweg Achenbach
Die Wisent-Wildnis in Wittgenstein
Rund um den Wellersberg und die Panzerwiese

 

Teile diesen Beitrag

Fotografischer Jahresrückblick

Bevor ich endlich meinen Jahresrückblick online stellen kann (der hier immer noch angefangen herumliegt, für den ich aber aktuell zu wenig Zeit finde), kann ich euch immerhin schon mal zeigen, wie es bei mir auf Instagram aussieht:

Das sind die neun Beiträge mit den meisten Likes.
Ihr seht schon, in welche Richtung es geht: Natur und Wandern.
Wer mir noch folgen möchte: Melanie.Lahmer_Siegenkrimi – ich freue mich immer über neue Follower!
:)

Teile diesen Beitrag

Frohe Weihnachten!

Ich wünsche euch allen ein schönes und ruhiges Weihnachtsfest mit euren Lieben,

viel Spaß miteinander, gute Gespräche und Zeit für alles, was euch wichtig ist!

Frohe Weihnachten!
Teile diesen Beitrag

Pilgern im Siegerland – Der Elisabethpfad

Es gibt insgesamt drei Elisabethpfade, die zur berühmten Elisabethkirche in Marburg führen:
von Frankfurt nach Marburg, von Eisenach nach Marburg und von Köln nach Marburg.

Unteres Schloss, derzeit Großbaustelle

Der Elisabethpfad von Köln nach Marburg führt mitten durch Siegen; die roten Aufkleber hat sicherlich jeder aufmerksame Stadtbesucher schon mal gesehen.
Geht man den Elisabethpfad in umgekehrte Richtung, also von Marburg nach Köln, so ist der Teil des Wegenetzes der europäischen Jakobswege, die nach Santiago de Compostela in Spanien führen.

Hier habe ich bereits die vierte Etappe des Pilgerweges von Siegen über Freudenberg bis zum Wasserschloss Crottorf beschrieben. Ende September nahm ich mir die fünfte Etappe des Elisabethpfades vor, die von Siegen über Niederdielfen bis Irmgarteichen beziehungsweise zur Wasserburg Hainchen führt.

Der Elisabethpfad

Der Elisabethpfad führt überwiegend über breite Wald- oder Schotterwege und hat die für die Region typischen Auf- und Abstiege. Er ist auch für ungeübte Wanderer gut zu gehen, ordentliche Kondition vorausgesetzt.
Meine bisherigen Erfahrungen mit den Beschilderungen der Wanderwege in Siegerland, Wittgenstein und Sauerland sind wirklich gut: Man findet sich auch ohne großartiges Kartenmaterial zurecht, und je näher man dem Rothaarsteig kommt, umso besser wird die Beschilderung. Die hiesigen Wanderwege werden von den jeweiligen Wandervereinen in der Regel gut gepflegt, sodass man jederzeit eine spontane Tour unternehmen kann.

Museum für Gegenwartskunst, früher Postamt

Die teilweise schlechte Markierung ist der größte Negativpunkt am Elisabethpfad beziehungsweise dem Pilgerweg. Auf beiden Wegen habe ich mich wegen fehlender Ausschilderung mehrfach verlaufen und war kurz vorm Aufgeben, zumal mir auch die Spaziergänger, Dorfbewohner oder Wanderer nicht weiterhelfen konnten. Die Wegbeschreibung meines Wanderführers stimmte an manchen Stellen nicht mit dem Wegeverlauf überein, außerhalb der Ortschaften fehlt die Beschilderung teilweise komplett. Beim zweiten Mal hatte ich schon doppeltes Kartenmaterial dabei und habe trotzdem drei Mal den Weg verloren, ohne es rechtzeitig zu bemerken. Das brachte mir einige Zusatzkilometer ein; an manchen Stellen half mir nur meine Ortskenntnis weiter.
Ich nehme an, dass für die Pilgerwege niemand vor Ort wirklich verantwortlich ist und es deshalb umso schwieriger wird, je weiter die nächste Ortschaft entfernt ist – also gerade dann, wenn man die Markierungen am ehesten benötigt.

Ein weiterer Negativpunkt ist die Streckenführung an sich. Sowohl Elisabethpfad als auch Pilgerweg führen häufig neben oder zumindest in der Nähe von großen Straßen entlang. Das liegt in der Natur der Sache, denn die Pilger waren damals auf alten Handelswegen unterwegs, die sich teilweise im Laufe der Zeit zu Hauptwegen entwickelt haben. Diesen Umstand sollte man in seine Überlegungen mit einbeziehen, wenn man eine längere Pilgerreise plant.

Siegen bis Eremitage

Gnadenkapelle auf der Eremitage

Die Eremitage ist eine Wallfahrtsanlage direkt an der B 54 zwischen Siegen und Wilnsdorf. Im Jahr 1684 ließen Jesuitische Brüder an dieser Stelle die auch heute noch gut erhaltene Gnadenkapelle errichten.
1703 fand Erbprinz Franz Josef von Nassau-Siegen, Sohn des für seinen Jähzorn bekannten Fürsten Wilhelm Hyacinth von Nassau-Siegen, dort seine letzte Ruhestätte. In der Neuzeit wurde die Klosteranlage viele Jahre vom Klarissenorden genutzt, mittlerweile befindet sich das Hospiz des Siegener Marienkrankenhauses und der Diakonie an dem Wallfahrtsort. Auch der Siegener Kreuzweg befindet sich auf dem Gelände der Eremitage.

Oberes Schloss

Startpunkt meiner Wanderung war der Siegener Bahnhof. Von dort aus ging es quer durch die Oberstadt, vorbei an der Martinikirche, dem Unteren Schloss, über den Marktplatz mit der Nikolaikirche und dem Krönchen hinauf zum Oberen Schloss. Es lohnt sich, auch wirklich den Pilgerspuren durch die Oberstadt zu folgen. Auch wenn mir die Gebäude natürlich alle bekannt sind, habe ich sie diesmal mit anderen Augen gesehen und dabei auch Details wahrgenommen, die mir vorher entgangen sind.

Durch den Schlosspark geht es den Brüderweg hinab in den Stadtteil Hain, nur um dann auf sehr steilem Weg hinauf zum Lindenberg zu führen. Dieser Anstieg erfordert tatsächlich ein wenig Fitness, aber man kann sich natürlich auch Zeit lassen. Der Weg führt an der Nordseite des Lindenbergs entlang, auf Höhe des Sportplatzes muss man die Bundesstraße überqueren und läuft dann bis zur Eremitage auf breiten Waldwegen neben der B 54 entlang.

Eremitage bis Irmgarteichen

Wassermühle bei Niederdielfen

Von der Eremitage geht es hinunter ins Tal der Weiß nach Niederdielfen.
Mitten im Wohngebiet kam mir ganz überraschend ein Pilger entgegen! Im Gegensatz zu mir trug er einen großen Holzstab, und als er mich freundlich grüßte, sprach ich ihn einfach an und wir kamen ins Gespräch. Der Pilger kam aus der Schweiz und startete seine Pilgerreise zwei Tage zuvor in Marburg. Sein Ziel war Siegen, von wo aus er wieder nach Hause fahren wollte. Wir tauschten uns kurz über den Weg aus und er warnte mich vorab, dass die Beschilderung bei Anzhausen schwierig sei. Da ich mich vor unserer Begegnung ebenfalls schon drei Mal über die Beschilderung geärgert hatte, nannte ich ihm die kritischen Stellen auf dem Weg nach Siegen. Wir wünschten einander noch einen guten Weg, und ich ging durch Niederdielfen – nur, um mich am anderen Ende des Ortes zum zweiten Mal richtig zu verlaufen.

Vorsicht ist also an der alten Wassermühle in Niederdielfen geboten: Man muss hier sehr genau schauen, um den Weg nicht zu verlieren (mir ist es nicht gelungen). Nun ging es weiter nach Flammersbach und Anzhausen, ich hatte wunderbaren Sonnenschein und bestes Wanderwetter, und so nahm ich meine Irrwege mit Gelassenheit und ein paar zusätzlichen Höhenmetern.
Bis ich die Rudersdorfer Höhe erreichte.

Symbolbild

Der gelbe Pfeil wies in die falsche Richtung, die Wegbeschreibung in meinem Pilgerführer war missverständlich und da alle umliegenden Orte in irgendeiner Senke lagen, fiel mir die Orientierung schwer. Auch meine Zweitkarte half nicht weiter. Der von mir befragte Hundebesitzer wusste nur, dass Irmgarteichen weit weg ist, aber nicht, in welcher Richtung. Genervt ging ich wieder zurück zur Kreuzung. Dem vorherigen falschen gelben Pfeil zum Trotz entdeckte ich auf der gegenüberliegenden Straßenseite einen der roten Elisabethpfad-Aufkleber. Leider verriet der Aufkleber nicht, welche der beiden Abzweigen ich denn nehmen musste. Zu allem Überfluss herrschte wegen einer Vollsperrung irgendwo ein unglaublicher Autoverkehr auf den Feldwegen. Also hielt ich eine Autofahrerin an, um sie nach dem Weg nach Irmgarteichen zu fragen. Leider kannte sie nur den Schleichweg fürs Auto, während sich hinter ihr eine lange Schlange bildete. Ich stand also, umfahren von unzähligen Autos, auf einem unbeschilderten Feldweg und hatte keine Ahnung, wohin ich gehen musste.
Ich bin übrigens die Frau mit dem blauen Rucksack, die den gelben Wanderführer mit Schmackes auf die Wiese warf. Nur, falls mich jemand gesehen hat … ?

Meine letzte Hoffnung war eine weitere Hundebesitzerin – die aber auch nur ihrem Stammweg kannte, mir mithilfe meiner Karte aber immerhin aufzeigen konnte, in welcher Himmelsrichtung sich Irmgarteichen befand. Da nun sowieso alles egal war und ich selbst nach einem Abbruch irgendwo hingehen musste, stapfte ich einfach in den Wald, möglichst weit weg von den Autos. Zweimal entschied ich an Waldkreuzungen per gedanklichem Münzwurf, bis ich endlich meine gelben Pfeile entdeckte. Irgendwie war es mir doch noch gelungen, nach Irmgarteichen zu finden. Hoffentlich war es dem Schweizer Pilger an dieser Stelle besser ergangen als mir!

Irmgarteichen bis Wasserburg Hainchen

Irmgarteichen ist ein 800-Seelen-Dorf in unmittelbarer Nähe zum Rothaarsteig. Es gibt Gastronomie, viele Wanderwege und Hinweisschilder, und nach der ganzen Verlauferei des Tages fühlte ich mich irgendwie willkommen. Ich machte einen kleinen Abstecher zum Dilldappen-Wanderweg, ehe ich die letzten Kilometer zum Wasserschloss Hainchen absolvierte.
Nach 22 km auf und ab hatte ich mir das gekühlte Radler redlich verdient, bevor ich mit dem Bus nach Hause fuhr.

Wasserburg Hainchen

Die Wasserburg Hainchen wurde 1290 erstmals erwähnt. In den fast 730 Jahren ihrer Geschichte wechselte sie mehrmals Besitzer, Bedeutung und Bestimmung. Im 19. Jahrhundert ging die Wasserburg in preußischen Staatsbesitz und verfiel allmählich. Seit den 1970er Jahren befindet sich die Burg in Trägerschaft des Siegerländer Burgenvereins, der die Gebäude und die Anlage umfassend renovierte. Mittlerweile dient die Wasserburg Hainchen der Erholung behinderter und pflegebedürftiger Menschen. In der benachbarten Remise können private Feiern ausgerichtet werden.

Mein Fazit

Dilldappe von Matthias Kringe

Der Elisabethpfad von Siegen nach Hainchen ist ein schöner Ausflug in die Geschichte des Siegerlandes. Die Beschilderung lässt teilweise sehr zu wünschen übrig und man braucht Ortskenntnis oder unterschiedliches Kartenmaterial, um sich nicht zu verlaufen. Wanderer mit normaler Kondition können den Weg gut gehen und man streift immer wieder Orte, in denen man die Tour abbrechen kann.
Getreu dem Motto: »Der Weg ist das Ziel« kann man eine schöne Tageswanderung unternehmen und am Ende die Infrastruktur des Rothaarsteigs nutzen.

Noch mehr Wanderungen?

Der Kindelsbergpfad
Der Netphener Keltenweg
Pilgerwege im Siegerland
Der Herzhäuser Panoramaweg
Märchenspur in Bad Berleburg

Teile diesen Beitrag

Ende der Sommerpause

Hier war es in den letzten zwei Monaten relativ still, dafür gibt es aber rückblickend einiges zu erzählen.

Zum Einen war ich gleich zwei Mal im Urlaub – einmal zum Wandern in Vorarlberg in Österreich und einmal zum Abschalten auf der wunderschönen Insel Fanö in Dänemark.
Zum Anderen hat mein Liebesroman-Ich einen neuen Roman veröffentlicht, der natürlich entsprechend viel Aufmerksamkeit und Zeit verdient (und bekommen!) hat.
Und ganz nebenbei war ich natürlich wieder im heimischen Siegerland unterwegs und habe ein paar Wanderwege genossen.

Demnächst erfahrt ihr mehr über den Kinderwanderweg „Der kleine Rothaar“ bei Bad Laasphe, den Wanderhöhepunkt „Auf Bergmannspfaden“ bei Wilnsdorf und eine weitere Etappe des Pilgerweges/Elisabethpfades von Siegen nach Hainchen.

Außerdem plane ich gerade ein völlig neues – und für mich sehr spannendes! – Projekt. Aber auch darüber erfahrt ihr demnächst mehr.

Ich freue mich über euren Besuch und grüße euch bis zum nächsten Mal!

Teile diesen Beitrag

Pilgerwege im Siegerland

Jakobsweg Etappe 4, Siegen-Krottorf

»Pilgern beginnt vor der Haustür«

Diesen Spruch nahm ich mir zu Herzen, packte meinen Rucksack und ging los.
Wir haben hier im Siegerland nämlich eine Besonderheit unter den Pilgerwegen vorzuweisen: Der Jakobsweg, der aus Richtung Marburg kommt und nach Köln und Aachen und im weiteren Verlauf bis nach Santiago de Compostela weiterführt, ist auch in der Gegenrichtung ein Pilgerweg. Denn von Köln kommend in Richtung Marburg heißt er Elisabethpfad, zu Ehren der heiligen Elisabeth, und endet folgerichtig an der Elisabethkirche in Marburg. Der zweite Streckenverlauf des Elisabethpfades beginnt in Eisenach und endet ebenfalls in Marburg.
Siegen liegt ziemlich genau in der Mitte zwischen Köln und Marburg und so stand ich vor der Wahl, entweder den Jakobsweg nach Köln zu nehmen oder den Elisabethpfad nach Marburg.

Der Jakobsweg im Siegerland

Vergessener Pilgerstab am Wegesrand

Nimmt man den Jakobsweg, beginnt die vierte von sieben Etappen in Siegen am oberen Schloss und führt über den Stadtwald, Oberfischbach, Freudenberg und Friesenhagen zum Crottorfer Schloss in Rheinland-Pfalz. Die knapp 25 Kilometer lange Strecke führt überwiegend durch Waldgebiete und ist deshalb auch im Sommer gut begehbar.
Ortsunkundigen empfehle ich eine ordentliche Karte, denn die Wegbeschilderung ist teilweise suboptimal, überwiegend aber gut. In Oberfischbach/Niederndorf und Hohenhain übersah ich wohl ein paar Aufkleber und habe mich teilweise ordentlich verlaufen. Nette Anwohner halfen mir dann weiter und zeigten mir den richtigen Weg (wobei ich in Hohenhain kurz vorm Aufgeben war. Die Füße taten weh, die Beschilderung war verwirrend und die Stechattacken der allgegenwärtigen Pferdebremsen nervten kolossal).

Einkehrmöglichkeiten gibt es unterwegs an der Autobahnraststätte (sofern man das mag) und in Freudenberg, je nach Wochentag und Uhrzeit eventuell auch in Oberfischbach. Ich empfehle, ausreichend Verpflegung mitzunehmen, insbesondere Wasser. Bänke und Rastmöglichkeiten gibt es rund um die Orte mehrere, im Wald hingegen kaum. Da muss man sich ein nettes Plätzchen suchen.

Die alte Brüderstraße

Elisabethpfad und Pilgerweg

Der Pilgerweg orientiert sich an der alten Brüderstraße von Siegen nach Köln, die sich bis ins Mittelalter zurückdatieren lässt. Sie war Teil der Brabanter Straße, die Leipzig und Flandern verband. Die Annahme, der Handelsweg habe schon zur Zeit der Kelten existiert, um das im Siegerland geschürfte Eisenerz nach Köln zu bringen, hat sich bisher nicht bestätigt.
Mich reizt an den Pilgerwegen weniger der konfessionelle Hintergrund, sondern ihre historische Bedeutung (auch wenn das natürlich nicht zu trennen ist). Der aktuelle Streckenverlauf ist am historischen nur orientiert, denn manche Straßen sind gar nicht mehr begehbar (wie die A45), oder der alte Verlauf streifte Gebäude und Grenzverläufe, die heute nicht mehr existieren.
Trotzdem hat sich der Weg über Freudenberg, Denklingen, Drabenderhöhe und Overath als Weg für Pilger, Fußgänger und Berittene über Jahrhunderte bewährt.

Vom Oberen Schloss nach Heisberg

Blick auf Heisberg

Der erste Teil beginnt am Oberen Schloss in Siegen, führt bergab in Richtung Berufskolleg Technik und geht dann steil die Straße hinauf in den Stadtwald. Der ist noch immer von Bombenkratern gezeichnet, obwohl die Bombardierung Siegens schon fast 75 Jahre zurückliegt (16.12.1944). Es dauert fast eine Stunde, bis endlich die Geräusche der Stadt verstummen und man oberhalb von Seelbach und Achenbach die Ruhe genießen kann. Teilweise führt der Weg entlang des historischen Rundwegs Achenbach, den ich hier beschrieben habe.
An einigen Stellen muss man Obacht geben, weil der Flowtrail Siegen dort entlangführt und man Gefahr läuft, von Mountain-Bikern umgefahren zu werden. Deshalb gibt es ausreichend Warnschilder, damit man nicht versehentlich in die Rennstrecke gerät.
Oben auf der Kuppe des Starken Bubergs hat man einen schönen Fernblick Richtung Westerwald und Rothaargebirge.
Leider läuft man dann eine weitere halbe bis dreiviertel Stunde an der Autobahn entlang und quert sie auf großzügig angelegten Asphaltstraßen, was diesen Teil des Pilgerweges sehr unattraktiv macht.
Dafür erreicht man kurz danach den kleinen Ort Heisberg, wo ich eine erste Rast einlegte.

Von Heisberg nach Freudenberg

Pilgerkühlschrank in Oberfischbach

Von Heisberg erreicht man relativ schnell Oberfischbach, wo ich meine erste Ehrenrunde drehte. Irgendwie habe ich die Aufkleber falsch interpretiert und bin letztlich in Niederndorf gelandet. Ich war schon kurz davor, an einem der Häuser zu klingeln, um nach dem Weg zu fragen, als jemand mit Motorroller vorbeifuhr. Also hielt ich ihn an und ließ mir meinen Irrtum erklären und die richtige Richtung aufzeigen.
Meine Grummeligkeit verflog, als ich das absolute Highlight des gesamten Weges entdeckte: einen Pilgerkühlschrank!
Nette Anwohner stellen gegen einen kleinen Unkostenbeitrag gekühlte Getränke zur Verfügung sowie Blasenpflaster, Taschentücher und Sport-Tape. Dem beigefügten Gästebuch kann man entnehmen, wie begeistert die vorbeiziehenden Pilger und Wanderer von dem Pilger-Kühlschrank sind. Außerdem war ich doch erstaunt, wie viele Menschen tatsächlich durch Deutschland pilgern und dabei auch durchs Siegerland kommen.
Der weitere Verlauf der Strecke führt durch das schöne Dirlenbachtal hindurch bergab bis nach Freudenberg. Freudenberg liegt, entgegen seinem Ortsnamen, im Tal. Der Abstieg oberhalb des Freilichtmuseums in die Ortsmitte ist ziemlich steil und asphaltiert und damit eine arge Belastung für die Knie. Dafür führt der Weg dann weiter durch den alten Flecken, dessen Ansicht wohl den meisten Menschen bekannt ist.
Hier streift man auch Teile des Fachwerkweges Freudenberg, den ich als Wanderhöhepunkt am Rothaarsteig definitiv empfehlen kann.

Von Freudenberg nach Krottorf

Nach der Talquerung in Freudenberg geht es an der Bethesda-Klinik vorbei wieder bergauf in den Euelsbrucher Wald. Dort kann man mehrere Kilometer leicht bergan gehen und ist vor der Sonne geschützt. Nach einiger Zeit erreicht man die Kuppe und verlässt den Wald nach Hohenhain.
Hier ließ mich die Wegbeschilderung im Stich, sodass ich erstmal in die falsche Richtung lief. Meine Karte war zu grob, um mir weiterzuhelfen. Als ich der Verzweiflung – und der Aufgabe meines Projektes – nahe die blau-gelben Aufkleber des Pilgerweges suchte, kam unverhoffte Hilfe von einem Hundebesitzer. Der hatte zwar auch keine Aufkleber gesehen, wusste aber immerhin, wie ich auf die Hammerhöhe kam.
Der eigentliche Wegeverlauf geht vermutlich an der Kreisstraße entlang, ich nahm aber einen kleinen Umweg und damit auch wieder Teile des Fachwerkweges Freudenberg.

Gedenktafel zur Hexenverbrennung bei Friesenhagen

Zurück im Wald, ging es zuerst bergab und anschließend wieder bergauf an der Kapelle zur schmerzenden Mutter vorbei zur Kapelle St. Anna, von wo man einen schönen Blick über das Wildenburger Land hat. Der Berg diente im 17. Jahrhundert der Hexenverbrennung, woran ein hölzernes Schild erinnert.
Anschließend läuft man wieder bergab nach Friesenhagen und quert den Ort, ehe man in den Wald und auf den Kreuzigungsweg »Die sieben Fußfälle« zurückkehrt. Wer mag, kann sich vor den Steinkreuzen zu Boden werfen – ich ging mit schmerzenden Füßen daran vorbei, denn ich wäre vermutlich nicht mehr aufgestanden, wenn ich dort gelegen hätte.
Kurz darauf geht es mitten ins Gebüsch und auf einen schmalen Pfad entlang des Crottorfer Wasserschlosses, das man von dort aber leider nicht sehen kann.
Nach wenigen Minuten überquert man einen kleinen Bach und läuft auf einer Wiese direkt am Schloss entlang (von dem man aber immer noch nicht viel sieht). Wenn man noch ein paar Meter an der Kreisstraße entlanggeht, erreicht man das Tor des Crottorfer Schlosses und damit den Endpunkt der vierten Etappe des Pilgerweges von Marburg nach Köln.

Schlösserweg und Elisabethpfad

Blick von roter Kapelle ins Wildenburger Land

Der Pilgerweg entlang der alten Brüderstraße ist in diesem Abschnitt identisch mit dem Schlösserweg von Dillenburg nach Düsseldorf, weshalb man sich immer an der Markierung X19 orientieren kann – und teilweise auch sollte.
Ich habe mich für die Richtung Siegen → Crottorfer Schloss und damit den Pilgerweg entschieden, in umgekehrter Richtung folgt man dem Elisabethpfad, der aber deutlich schlechter ausgeschildert ist (manchmal mit roten Aufklebern, meist aber mit gelben Pfeilen).

Ich wünsche allen Wanderern und Pilgern eine gute Reise und eine schöne Zeit in der Region Siegen-Wittgenstein!

Teile diesen Beitrag

Lesungen – auch bei euch zu Hause!

Wohnzimmerlesungen

Lesungen machen mir furchtbar viel Spaß und ich freue mich bei jeder neuen Veröffentlichung darauf. Es ist einfach schön, mit den Leserinnen und Lesern in Kontakt zu kommen und über die Bücher und ihre Entstehungsgeschichte zu plaudern.
Das geht natürlich nicht nur in Kombination mit Buchhändlern und offiziellen Veranstaltern, sondern auch im kleineren Rahmen für Privatleute, also euch!
Das Ganze nennt sich Wohnzimmerlesung, kann aber natürlich auch in der Küche oder der Schrebergartenhütte stattfinden.

Ab sofort könnt ihr mich auch im kleinen und privaten Rahmen für Lesungen engagieren:
für Geburtstage, Jubiläen oder Hochzeiten, als Geschenk, für euch und eure krimibegeisterten Freunde – in eurem Wohnzimmer, im Garten, auf der Terrasse, auf dem Hausboot, …

Ihr braucht einfach nur Platz für eure Gäste (und natürlich die Gäste), und ich komme dann mit Büchern, meinem Signierkuli und frisch geölter Stimme zu euch.
Für Privatpersonen gibt es einen Sonderpreis, ihr könnt mich aber natürlich auch als Veranstalter buchen.
Ich freue mich jedenfalls auf viele neue Lesungsorte – meldet euch einfach über das Kontaktformular!
 
Foto: Gemeindebücherei Neunkirchen/Siegerland

Teile diesen Beitrag

Die Wisent-Wildnis in Wittgenstein

Wisente in Wittgenstein

Wisent-Wildnis Wittgenstein

Weil ich letzte Woche einen Beigtrag über Fünf Jahre Wisent-Wildnis in Wittgenstein schrieb, musste ich natürlich umgehend zur Wisent-Wildnis bei Bad Berleburg fahren.

Das Gelände der Wisent-Wildnis liegt auf 590 m Höhe zwischen den Orten Bad Berleburg-Wingeshausen und Schmallenberg-Jagdhaus. Schon von Weitem erkennt man die zwei riesigen Metall-Wisente im Eingangs-Bereich, kann das Gelände also kaum verfehlen.
Wenn man Glück hat, kann man sogar schon vom Parkplatz aus einen Blick auf die Wisente werfen.

Wisent in Wisent-Welt

Wer aber die Möglichkeit haben möchte, den imposanten Vierbeinern Aug‘ in Aug‘ gegenüberzustehen, nimmt lieber den etwa 3 km langen Weg durch das Gehege. Der Eintritt ist moderat; 5,50 € für Erwachsene (ab 1,50 m Körpergröße) und 3,50 € für Kinder (unter 1,50 m Körpergröße), Kinder unter 1 m sind sogar kostenlos. Der Weg selbst ist eher anspruchsvoll und für Kinderwagen nicht geeignet, man kann aber am Eingang Kindertragen leihen.

Dachsbau Wisent-Welt

Die Wisent-Herde

besteht aktuell aus acht Tieren (fünf Bullen und drei Kühe) und befindet sich auf einem eingezäunten Areal. Die Landschaft ist fürs Rothaargebirge typisch, man wandert auf Waldwegen zwischen Fichten, trifft auf einen riesigen Windbruch (ich tippe auf Kyrill 2007), wandert bergauf und bergab und sollte trittfest sein. Wanderschuhe werden empfohlen.

Wir hatten das Glück, die Wisente ziemlich schnell zu entdecken. Während der Mittagssonne lagen sie im Schatten am Waldrand, rupften ab und zu ein paar Stängel Gras und legten sich zum wiederkäuen nieder. Neben dem Weg lagen geschälte Baumstämme, auf denen man sich niederlassen und die Wisente mit Kamera oder Fernglas beobachten konnte.

Ruhende Wisente

Der Rundweg ist sehr abwechslungsreich, und immer wieder gibt es tolle Einblicke in das Wisent-Areal und über die Wipfel des Rothaargebirges. Am Ende des Weges warten die typischen geschwungenen Rothaarsteig-Waldsofas als Schaukeln auf die Wanderer und bieten die Möglichkeit, gemütlich schaukelnd die Wisente zu beobachten.

 

Wisent ganz nah

Grasende Wisente

Bei dieser Gelegenheit entdeckten wir, dass die Wisente mittlerweile ihren Ruheplatz im Schatten aufgegeben und sich näher an die Zäune begeben haben. Also gingen wir an unseren ersten Aussichtspunkt zurück, und tatsächlich kam ein Wisent ganz dicht an den Zaun. Besonders auffällig ist das laute Schnauben, ansonsten bewegen sich die Tiere trotz ihres massigen Körpers sehr ruhig. Kurz darauf kam noch ein zweites Wisent zu uns, und wäre nicht der Elektrozaun auf ihrer Seite gewesen, dann hätten sie vermutlich noch ihre Zungen durch den Zaun gesteckt. Die zottigen Säugetiere sind zwar groß und mächtig, wirken aber mit ihren dunklen Augen sehr sanft. Trotzdem war ich beruhigt zu wissen, dass es sich bei den Wisenten um Vegetarier handelt, die sich in der Regel von Gras ernähren.

Wisent am Zaun Wisent-Welt

Nach und nach kamen alle acht Wisente dicht an den Zaun und trotteten dann gemütlich über die für sie erstellte, „Dachsbau“ genannte Naturbrücke. So konnte ich mehrere Fotos und Videos machen und habe mich mal wieder geärgert, keine gute Kamera zu haben. So muss ich eben mit den Handy-Fotos Vorlieb nehmen.
Die Tiere ließen sich von den menschlichen Beobachtern überhaupt nicht beeindrucken und stampften schnaubend und grasend zwischen den Fichtenstümpfen umher, die an den großen Sturm Kyrill vom Januar 2007 erinnern.

 

Die Wisent-Wildnis

ist ein Erlebnis für die ganze Familir und bewegungsintensive Kinder kommen auf ihre Kosten. Die Wahrscheinlichkeit, die Wisente zu entdecken, ist sehr hoch, und am Ende kann man sich noch gemütlich in der Wisent-Hütte niederlassen. Außerhalb des Bezahlgeländes befindet sich ein toller Kinderspielplatz mit riesiger Wasserbaustelle und vielen Kletter- und Balancier-Möglichkeiten. Alles ist naturbelassen, und sogar Gummistiefel in unterschiedlichen Größen gibt es zum kostenlosen Verleih.

Fazit:
Der Tag in der Wisent-Wildnis war wie ein Tag Urlaub, und ich komme gerne wieder!

Teile diesen Beitrag

Fünf Jahre Wisent-Wildnis in Wittgenstein

Wisent-Wildnis

Heute vor fünf Jahren, am 11. April 2013, startete ein ganz besonderes Artenschutzprojekt: die „Wisent-Wildnis“ in Wittgenstein.
Nach mehrjähriger Vorbereitungszeit wurden insgesamt acht Wisente (Europäischer Bison) in den Wäldern rund um Bad Berleburg im Rothaargebirge ausgewildert.

Das 20 Hektar große umzäunte Auswilderungsgehege wurde zu einem Schaugehege ausgebaut, in dem eine aktuell aus acht Tieren bestehende Herde lebt. Die Wittgensteiner Wisent-Wildnis zieht jährlich mehr als 30.000 Besucher an und wird von der Wisent-Welt Wittgenstein e.V. betrieben.

wisent-2415488_640

Wisente in Europa

1921 starb in Polen der letzte freilebende Wisent in Europa, 1922 waren alle freien Wildbestände erloschen, in Gefangenschaft lebten nur noch 56 reinblütige Wisente. Deutsche und polnische Zoologen taten sich zusammen, um den Wisent in Europa vor dem Aussterben zu bewahren. Daraus entstand 1928 das Wisentprojekt im Saupark Springe (südlich von Hannover). Anfangs nur als Gehege für die Wisente gedacht, trieb die Parkleitung ab den 1950er Jahren den Umbau zu einem Wildgehege für Besucher voran.

Ursprünglich gab es zwei Wisent-Unterarten: den Bergwisent und den Flachland-Wisent.
1927 hat man im Kaukasus der letzte Bergwisent erschossen, womit die Bergwisente endgültig ausstarben. Die heute lebenden Wisente sind entweder „Mischformen“ aus Berg- und Flachland-Wisent oder reine Flachland-Wisente.
In der Zucht unterscheidet man heute zwischen reinerbigen Flachland-Wisenten, einer Kreuzung aus Flachland- und Bergwisenten (Flachland-Kaukasus-Linie) und einer Kreuzung aus Flachland- und Bergwisenten mit amerikanischen Bisons (Hochland-Linie).

Die im Rothaargebirge lebenden Wisente gehören der Flachland-Kaukasus-Linie an.

Auswilderungen

1952 wurden im Gebiet des heutigen Bialowieza-Nationalparks an der polnisch-weißrussischen Grenze erstmals wieder Wisente ausgewildert. Im Jahr 2004 lebten dort 1955 Wisente in 31 Populationen und machten etwa 60% der Weltpopulation aus.

Bereits in den 1940er Jahren siedelte man eine Hybridlinie im Kaukasus an, die eine Zeitlang mit 1400 Tieren die weltgrößte Population darstellte. Mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion verringerte sich auch der Wisentbestand auf 240 Tiere, doch die Population wächst wieder deutlich an.

1998 hat man Wisente in der Sperrzone von Tschernobyl ausgewildert, wo sie sich nun langsam vermehren. Weitere Auswilderungen gab es 2004 in der Slowakei, 2012 in Rumänien und 2013 wurden mit den Wittgensteiner Wisenten die vorerst letzten Tiere ausgewildert (Wikipedia).

2014 schätzte man den Weltbestand an Wisenten auf 5.200 Tiere, von denen etwa zwei Drittel in freier Wildbahn oder in Großreservaten leben. Im Jahr 2009 gab es weltweit etwa 4.000 Wisente (Wikipedia).

In Brandenburg, im Schweizer Jura, in den Niederlanden, Dänemark und in Frankreich diskutieren Naturschützer und Zoologen Auswilderungen und bereiten sie teilweise bereits vor.

Wisent in Mecklenburg-Vorpommern

Die Wisent-Wildnis in Wittgenstein

Die Wittgensteiner Wisente lebten ab 2010 in einem 20 Hektar großen Auswilderungsgehege, bevor sie dann am 11. April 2013 endgültig in Freiheit entlassen wurden. Mehrere Hochschulen begleiten das Projekt wissenschaftlich.

Die Wisentgruppe bestand aus Wisentbulle Egnar, fünf Wisentkühen und zwei Jungtieren.
Im Mai und Juni 2013 kamen im Rothaargebirge die ersten frei lebenden Wisentkälber seit mehreren hundert Jahren zur Welt.
Durch weitere Geburten – aber auch Abgänge – leben derzeit 17 Tiere in den Wäldern des Rothaargebirges. Sie sind nach wie vor die einzige Wisent-Population Deutschlands, die in freier Wildbahn lebt.

Aufgrund des riesigen Areals ist es sehr unwahrscheinlich, die Tiere bei Wanderungen oder Spaziergängen anzutreffen.
Das ehemalige Auswilderungsgehege ist mittlerweile Schaugehege für eine aus acht Tieren bestehende Population, die man mit ein wenig Glück auch beobachten und fotografieren kann und die jährlich mehr als 30.000 Menschen ins Rothaargebirge lockt.

Konflikte

Wisente sind die größten und schwersten Landsäugetiere Europas.
Ausgewachsene, freilebende Bullen bringen bis zu 500 kg auf die Waage, Wisentkühe etwa 400 kg. Die Kopf-Rumpf-Länge eines Wisentbullen kann bis zu drei Metern betragen, die Widerristhöhe etwa 1,80 Meter.
Es ist klar, dass diese imposanten Tiere – vor allem als Herde – Spuren in den Wäldern hinterlassen.
Vor allem Schälschäden brachten einige Waldbauern gegen die wilden Tiere auf.
Schon mehrmals mussten sich Gerichte mit den Wisenten beschäftigen, weshalb das Wisent-Projekt immer wieder auf der Kippe steht.
Voraussichtlich in der zweiten Jahreshälfte 2018 wird vor dem Bundesgerichtshof in Karlsruhe über die juristischen Auseinandersetzungen zwischen den privaten Waldbauern und dem Wisent-Verein als Träger entschieden.
Im Grunde geht es um die Frage, ob die Wisentgruppe als „herrenlos“ eingestuft wird und die Schäden deshalb von den Waldbauern hingenommen werden müssen.

Wer jetzt neugierig geworden ist, kann sich auf der Seite der Wisent-Welt umschauen und sein Glück im Schaugehege in Bad Berleburg versuchen.
Im vergangenen Winter wurde ein sehr sehenswertes Video veröffentlicht, in dem die frei lebende Herde eine verschneite Straße im Rothaargebirge überquert: Wisente in Südwestfalen.

Nachtrag Ende Mai 2018:
Aktuell scheint sogar der Abschuss der Wisente aus Sicht der Kläger denkbar: Waldbauern sehen Abschuss der Wisente als letztes Mittel in der Westfalenpost.

Beeindruckend, oder?

Wisent-Familie

Die Bilder sind von @pixabay und zeigen unter anderem Wisente in Mecklenburg-Vorpommern

Teile diesen Beitrag

Rund um den Wellersberg und die Panzerwiese

Rund um den Wellersberg

Meine zweite Genesungswanderung (mit Sehnenscheidenentzündung) führte mich rund um den Wellersberg.

Als ich am Morgen aufwachte, lag schöner frischer Schnee über der Landschaft. Da für den nächsten Tag schon wieder Tauwetter angesagt war, wollte ich diese Gelegenheit nutzen, um noch mal ein bisschen Winterfeeling abzubekommen. Dieser Winter ist irgendwie gar kein richtiger Winter, finde ich. Dabei liebe ich Schnee wirklich sehr!

Kunst am Wellersberg

Die Panzerwiese

Startpunkt war der Wanderparkplatz oberhalb der Kinderklinik.
Von dort aus führen viele längere und kürzere Wege rund um den Wellersberg. Da man von dort oben einen schönen Blick auf Siegen und Weidenau hat, ist es ein beliebter Tummelplatz für Hundebesitzer, Jogger und andere Sportler.
Die Kuppe des Wellersberges ist als Panzerwiese bekannt, weil sich dort oben der Truppenübungsplatz der belgischen Garnison befand. Noch heute findet man dort viele Spuren und Hinweise auf die militärische Vergangenheit. Der Hauptweg, der vom Parkplatz bis zum nahe gelegenen Wald führt, besteht teilweise aus Asphalt, teilweise aber auch aus alten Betonplatten. Von Maschendraht umzäunt sind noch die alten Munitionsdepots zu erkennen: Flache, hinter Erdwällen verborgene Langhäuser. Mittlerweile befindet sich dort ein Hundeverein.
Ich finde die Geschichte der Panzerwiese und der belgischen Garnison in Siegen so spannend, dass ich einen eigenen Blogbeitrag darüber schreiben werde. Dafür muss ich aber noch ein bisschen recherchieren. Heute soll es außerdem nur um meine kleine Wanderung rund um den Wellersberg gehen.

Der Historische Tiergarten

Der historische Tiergarten Weidenau

Von der Panzerwiese aus gelangt man beinahe automatisch in den Historischen Tiergarten – genau genommen ist sie sogar ein Teil davon. Die etwa 100 ha große Anlage wurde im 17. Jahrhundert von Fürst Johann Moritz zu Nassau-Siegen angelegt. Er diente zur Jagd und der Zerstreuung. Auf diese Zeit gehen auch die meisten der heute noch bestehenden Wege zurück. In den letzten Jahren hat die Stadt Siegen den Wert dieses Geländes entdeckt und als Naherholungsgebiet attraktiv gemacht. Dazu gehören unter anderem ein Waldlehrpfad und ein Pilzlehrpfad, Ruhebänke und verschiedene Spielstationen für Kinder. Auch Kunstobjekte kann man dort finden.

Mir war der Rundgang durch den Historischen Tiergarten allerdings zu kurz, weshalb ich vom Hauptweg der Panzerwiese hinunter zum Hermelsbacher Friedhof ging. Dort kann man sich gut im Tal des Hermelsbaches aufhalten. Ein Teil des Weges gehört noch zum Historischen Tiergarten und ist deshalb gut ausgeschildert. Mehrere Hinweistafeln verweisen auf Besonderheiten des Waldes. Der Weg steigt dann an und führt in Richtung Trupbacher Heide, ich habe aber eine steile Wende genommen und bin dann in Richtung Tiergehege gegangen. Dabei kam ich am Hirschsprung und einem der schönen Kunstprojekte vorbei. Wegen des Sturms Friederike war ein Teil des Weges gesperrt, sodass ich wieder umkehren und rund um das Tiergehege laufen musste. So verließ ich am Studentenwohnheim, das früher ein Altenheim beherbergt hat, für kurze Zeit den Wald. Da ich so auch automatisch wieder ein Stückchen Richtung Tal ging, verlor sich der Schnee dann völlig im Matsch, und es regnete.

Der Historische Friedhof

Alter Friedhof Wellersberg

Es dauerte nicht lange, und ich kam wieder oben an den Munitionshäusern an. Da ich aber trotz des Wetters noch ein wenig laufen wollte, ging ich erneut hinunter zum Hermelsbacher Friedhof. Dort ging ich dann nach links und mehrere Meter am Friedhofszaun entlang. Diesen Weg kannte ich noch nicht, wusste aber, dass ich im Wohngebiet am Wellersberg herauskommen werde.

Was ich aber nicht ahnte:
Dieser Weg führte mich zu einem schönen Kleinod, das ich ohne diesen Umweg vermutlich nie entdeckt hätte. Es handelt sich um ein alten Friedhof aus dem 19. Jahrhundert, der zur ehemaligen Hüttensiedlung Buschgotthardshütten gehörte. Buschgotthardhütten war ein Teil von Weidenau, das aber im Zuge des Baus der Hüttentalstraße (HTS), der Stadtautobahn, abgerissen wurde. Viele Menschen trauern diesem kleinen Stadtteil heute noch nach, was ich verstehen kann, wenn ich mir die alten Bilder anschaue. Einige der alten Fachwerkhäuser sollen abgebaut und zwischengelagert worden sein, eines davon steht wohl im Lippischen Landesmuseum in Detmold. Ein weiteres Gebäude wurde neben der Ginsburg bei Hilchenbach aufgebaut, zumindest Teile des Ursprungsgebäudes wurden dafür verwendet.

Alter Friedhof Wellersberg

Dieser alte Friedhof lag bis 2013 unter Gestrüpp verborgen und war kaum jemandem bekannt. Auf Initiative einiger Privatpersonen wurde der Friedhof dann freigelegt und so natürlich wie möglich erhalten. Als Besonderheit sind die vielen Kindergräber anzusehen, denn auf vielen alten Friedhöfen sind die Gräber der Kinder längst verschwunden. Seit 2013 steht der Friedhof unter Denkmalschutz.

Der Friedhof gefällt mir so gut, dass ich ihn noch mehrmals besuchen werde, um auch Fotos bei schönem Wetter und mit mehr Grün zu machen.

 

Im Schneematsch

Hinter dem Friedhof ging es dann noch ein Stück in den Wald und von dort aus in Richtung Kinderklinik, wo mein Auto stand. Diese Runde war etwa 7 km lang, und als ich beim Auto ankam, war vom Schnee schon nichts mehr zu sehen. Alles war geschmolzen, die Erde hatte sich in einen schlammigen Untergrund verwandelt, und Jogger und Hundebesitzer waren im Nebel nur als Schemen zu erkennen.

Die Runde war ganz nett, barg aber natürlich nur wenig Neues für mich, weil sowohl Panzerwiese als auch Historischer Tiergarten stadtbekannt sind und ich schon mehrmals dort oben war. Dennoch freue ich mich, dass ich den alten Friedhof entdeckt habe!

Teile diesen Beitrag