Von Schwerverbrechern und Singlebörsen

Neue Wege

Für meine neue Siegerland-Krimi-Reihe probiere ich gerade etwas Neues für meine Figuren aus: passende Bilder im Netz suchen.
Ich weiß von einigen Kolleginnen und Kollegen, dass sie das bei jedem Buch machen, aber bisher fand ich das für mich unnötig. Ich habe ein sehr bildhaftes Gedächtnis und sehe meine Figuren immer plastisch und lebendig vor mir; Fotos von realen Personen würden mich da nur einschränken. Und viel wichtiger als die Frage nach einer großen oder kleinen Nase oder dem Bauchumfang ist ja die Psychologie, die Motivation, das Handeln der Figuren.
Dachte ich.

Frau am Laptop

Doch seit letzter Woche habe ich die neue Version meines Autorenprogramms auf dem Rechner (Papyrus Autor 9), das noch mehr Features bietet als die ältere Version (ich schreibe schon seit neun Jahren mit Papyrus, angefangen mit Version 2). Um die alle auszutesten, habe ich den Krimi als neues Projekt angelegt und klicke und probiere mich nun durch die vielen Möglichkeiten (Denkbrett, Zeitstrahl, Organizer, …).
Und weil man in Version 9 auch Fotos seiner Figuren in die Datenbank einpflegen kann, habe ich mich auf die Suche nach aussagekräftigen Bildern gemacht.

Bilder suchen

Aber mit welchen Begriffen suche ich nach geeigneten Fotos?
„Frau, hellblond“ war ganz gut, um ein Foto einer Nike-ähnlichen Frau zu finden. Sie passt nicht perfekt, ist aber nah dran.
„Gärtnerin“ führte mich umgehend zu Nikes Mutter Brigitte; unter „Senior“ fand ich dann Nikes Vater Hajo – allerdings erst  nach langer Suche. Hauptsächlich entdeckt man nämlich junge, hübsche Frauen unter dem Begriff „Senior“.
Sehr viel schwieriger waren allerdings die Verdächtigen zu finden.
Gebe ich Alter und Geschlecht ein, lande ich auf irgendwelchen Modelplattformen, auf Werbeseiten und erstaunlich oft beim Friseurhandwerk. Aber in meinen Romanen laufen keine gestylten Models herum, sondern mehr oder weniger normale Menschen (wobei ich „normal“ sehr weit fasse).
Ein paar Nebenfiguren habe ich dann auf Singlebörsen gefunden, andere unter „Verdächtiger“ oder „Kriminelle“ – da muss man dann allerdings die ganzen Politiker-Fotos aussortieren …

Bemerkenswert fand ich jedoch Nikes Mann Lukas, der eine tragende Rolle im ersten Fall spielt. Beim Schreiben seiner Szenen hatte ich immer einen Mann mit kurzen blonden Haaren im Kopf. Beim Suchen unter „Mann, blond“ fand ich dann plötzlich ein Foto, das perfekt zu dem Lukas passt, den ich geschrieben habe. Nur, dass der neue Lukas auf einmal dunkle Locken hat …
Aber der Mann auf dem Bild hat sofort mit mir „gesprochen“, und auf einmal wurde Lukas viel lebendiger und viel präsenter für mich – was sich natürlich deutlich auf die Figur innerhalb der Geschichte auswirkt. Einen ähnlichen Effekt hatte ich bei Nikes Zwillingsschwester Vic.

Fazit

1:
Es lohnt sich, seine Arbeitsweise zu überdenken und mal etwas Neues auszuprobieren. Man könnte positiv überrascht werden!
:)

2:
Man sollte sehr vorsichtig sein mit Fotos, die man von sich selbst oder von anderen Menschen ins Netz stellt. Sie könnten Vorbilder für sonderbare Romanfiguren werden!
(Im positiven Fall. Im negativen kann man ziemlichen Schindluder mit solchen Bildern treiben, erst recht mit Bildern von Kinden. Überlegt euch also gut, was ihr einstellt – und denkt dran: Das Internet vergisst nichts!)

Ich werde vermutlich auch für zukünftige Projekte in Bilddateien stöbern – denn neben all dem nützlichen macht es auch Spaß und man landet auf Seiten, die man sonst nie gefunden (geschweige denn gesucht!) hätte!
:D

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One thought on “Von Schwerverbrechern und Singlebörsen

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