Recherche – Erlebnisse im Zonenrandgebiet

Wie im Nachwort meines neuen Krimis schon erwähnt, habe ich für „Unter der Mauer“ ausführlich recherchiert.
Die Welt ist so spannend, es gibt so viel zu entdecken und herauszufinden, und oft ergeben sich durch die Recherche ganz neue Impulse für die Geschichte oder die Figuren.

Im Hintergrund: Herleshausen

Interzonenzüge

„Unter der Mauer“ hat auch mit mir und meiner eigenen Biografie zu tun. Ich bin im Zonenrandgebiet aufgewachsen, die innerdeutsche Grenze war nur wenige Kilometer entfernt und immer präsent. Mein Heimatort Bebra war einer von sieben Grenzübergängen für Bahnreisende zwischen der DDR und der BRD. Transitreisende mussten in Bebra Halt machen, die Züge wurden umfangreich kontrolliert. Doch von all dem bekamen wir Kinder natürlich nicht viel mit, der Bahnsteig für die Interzonenzüge war nicht so ohne Weiteres für uns zugänglich.

Bebra platzt aus allen Nähten

Da Bebra der erste West-Bahnhof für Reisende aus Thüringen war (also aus Gerstungen, Eisenach, Gotha, Erfurt, Weimar, in der Verlängerung auch Leipzig), platzte unser kleines Städtchen aus allen Nähten. Ich sah Bilder, die sich fest eingebrannt haben und die ich nie wieder vergessen werde.
Ich war gerade fünfzehn geworden, wir hatten Samstagsunterricht, und zusammen mit meiner Freundin wollte ich – wie immer – nach der Schule durch die Stadt nach Hause bummeln.
Doch wir kamen nicht weit. Die Stadt war übervoll mit Menschen – kein Stadtfest vermag so viele Leute in die Stadtmitte zu locken wie dieser erste Samstag nach dem Mauerfall. Es war so eng, dass wir unsere Fahrräder tragen mussten, weil schieben nicht möglich war. Man kam weder vorwärts noch zurück und wir waren völlig geplättet. Natürlich hatten wir vom Mauerfall gehört – aber hier haben wir ihn erlebt.
Es war so unbeschreiblich, dass mir heute noch die passenden Worte fehlen.

Am Folgetag, einem Sonntag, waren außerplanmäßig die Geschäfte geöffnet. Für Fünfzehnjährige aus der Provinz war das in den 1980ern noch spannend genug, um in Erwartung eines Bummels in die Stadt zu gehen.
Nun ja, zu bummeln gab es da nicht mehr viel.
Die Regale im Supermarkt waren bei vielen Artikeln komplett leer geräumt, was ich in diesem Ausmaß weder vorher noch nachher wieder gesehen habe. Es war surreal.
Die Bahnhofsunterführung, normalerweise eine Abkürzung in die Innenstadt, war tagelang nicht passierbar, weil man zwischen all den Menschen überhaupt nicht durchkam. Der reguläre Bahnverkehr fand ja trotzdem statt.

Menschen, die an Zügen hängen

Das krasseste Bild jedoch erlebte ich etwas außerhalb von Bebra.
Die Züge Richtung Gerstungen/Eisenach fuhren in einem Bogen um die Stadt herum, der auch durch den Ortsteil Weiterode führte. Die Schienenführung verlief teilweise oberhalb der Straße, über Brücken.
Ich fuhr gerade mit dem Rad auf der Hauptstraße, als sich von hinten langsam ein Zug näherte. Sehr langsam. Warum?
Weil an diesem Zug Menschen hingen. Außen, auf den Stufen der Zugtüren! Andere quetschten sich an den heruntergelassenen Fenstern, hingen ebenfalls halb draußen. Ein Bild, wie man es aus Filmen und Dokumentationen über z.B. Indien kennt – aber eigentlich undenkbar in unserem mit Regeln und Gesetzen durchorganisierten Land. Und doch war es so.

Im Laufe der Zeit wurde es in Bebra wieder ruhiger, kurz darauf war es klein, gemütlich und schläfrig wie eh und je. Dafür begannen nun wir „Wessis“ unsererseits, den Osten zu erkunden.
Und damit begann für mich die Faszination für die Unterschiede und Gemeinsamkeiten im Leben in der DDR und der BRD.
In „Unter der Mauer“ erzähle ich einen Teil davon.

Na sowas!

Tja – eigentlich wollte ich etwas über meine Recherche erzählen, nicht über meine Kindheit. *lach*
Aber irgendwie gingen beim Schreiben die Pferde mit mir durch, deshalb erzähle ich den anderen Teil eben später …

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Was geschah mit Michaela Wolff?

Kriminelle Häppchen

In meinem nächsten Krimi lade ich euch zu einer Zeitreise ein – die Bilder verraten schon, worum es gehen wird. Passend zum 29-jährigen Jubiläum des Mauerfalls habe ich auf meiner Facebook-Seite Melanie Lahmer-Krimis eine kleine vierteilige Reihe zum Thema gemacht: Was geschah mit Michaela Wolff?
Ich habe mich sehr über die rege Teilnahme gefreut – und habe gleichzeitig noch ein paar neue Aspekte gewinnen können. Dafür danke ich euch allen!
Nur zu: Wer Lust hat, kann sich auch jetzt noch beteiligen, die Beiträge sind ja öffentlich. Und ich werde auch ganz bestimmt jeden lesen!

Teil 1

Am 9. November jährt sich der Mauerfall zum 29. Mal.
Ohne die Teilung Deutschlands und ohne den Fall der Grenzen vierzig Jahre später wäre mein nächster Krimi nicht möglich.
Es ist der erste Teil einer mehrbändigen Reihe um die Psychologin Nike Klafeld und soll im Frühsommer 2019 erscheinen.
Die Recherche war hochspannend, teilweise aber auch sehr beklemmend. Ich bin froh, dass mir so viele Zeitzeugen zur Verfügung standen und mir eine Seite der Teilung gezeigt haben, die mir als Kind nicht bewusst gewesen war.
Ich bin im »Zonenrandgebiet« aufgewachsen, beinahe in Sichtweite der Grenzbefestigungen. Für viele meiner Freundinnen und Freunde war die Grenze allgegenwärtig: tagsüber beim Blick aus dem Fenster, nachts durch das Gebell der Hunde.
Mehr als ein Mal hatte ich Angst, von Grenzsoldaten verhaftet oder erschossen zu werden, wenn ich mich nicht benehme.
Für uns war es normal, nicht in jede Richtung reisen zu können und Verwandte zu haben, die man nicht kennenlernen konnte.
Doch ich hatte Glück und wuchs auf der hessischen Seite auf.
Michaela und Carola, die beiden Protagonistinnen meines Krimis, hatten weniger Glück. Sie wurden auf der anderen Seite geboren.
Wie war das für euch: Habt ihr viel von der Teilung Deutschlands mitbekommen? Hatte sie Auswirkungen auf euren Alltag?
Auf welcher Seite seid ihr aufgewachsen?

Teil 2

Der 9. November 1989 fiel auf einen Donnerstag.
Ich war kurz zuvor 15 geworden, verliebt, und das Weltgeschehen interessierte mich nicht besonders. Die Nachrichten vom Morgen waren am Abend ohnehin überholt, die Ereignisse in der DDR überschlugen sich, ich hatte den Überblick verloren.
Damals war ich in der 9. Klasse, zu meinem Leidwesen hatten wir noch Samstagsunterricht. Alle 14 Tage. Die Hölle für Jugendliche, die gerade anfangen, die Freitagabende für sich zu entdecken.
Am ersten Samstag nach Grenzöffnung ging ich – wie jeden Samstag – mit meiner Freundin nach Schulschluss durch die Innenstadt nach Hause. Wir wollten unter Menschen sein, beim Bäcker eine Süßigkeit kaufen und das Geschehen am Marktplatz kommentieren. Was 15-jährige Mädchen eben so machen.
Doch dieser Samstag war anders.
Bebra, meine Heimatstadt, hatte damals rund 8.000 Einwohner (Kernstadt) und lebte von, für und mit der Bahn. Als Eisenbahnknotenpunkt hatte Bebra auch für den Interzonenverkehr eine große Bedeutung, denn ein Großteil der Züge aus und in die DDR und West-Berlin wurden in Bebra abgefertigt.
Bebra war also für Zugreisende aus der DDR, die nicht über Bayern oder Norddeutschland fuhren, die erste Station im Westen.
Das, was ich an diesem Samstag erlebte, lässt sich kaum in Worte fassen. Die Innenstadt war voll. Wirklich randvoll mit Menschen. Der Platz vor dem Rathaus war so überfüllt, dass wir unsere Fahrräder durch das Gewühl tragen mussten, weil nicht genug Platz zum Schieben war. Tausende DDR-Bürger hatten die Gelegenheit einer Bahnreise in die BRD genutzt. Wer wusste schon, ob sich diese Möglichkeit noch einmal bieten würde?
Alles war neu, ungewohnt, chaotisch und ungewiss. Niemand wusste, wie sich die Lage entwickelte, was die Zukunft bringen würde und was aus der Vergangenheit wurde.
An diesem Samstag wurde mir in voller Deutlichkeit bewusst, was da nur wenige Kilometer Luftlinie von meinem behüteten Zuhause entfernt geschah. Und es begann für mich eine Zeit mit vielen besonderen Erfahrungen, mit interessanten Menschen, unterschiedlichen Lebenswelten und der Teilhabe an etwas ganz Besonderem.
Trotzdem ärgere ich mich manchmal, dass ich diese Zeit nicht viel bewusster erlebt habe, nicht mehr Fotos gemacht habe, zu selten innehielt und über alles nachdachte.
Aber als Autorin habe ich die Möglichkeit, noch einmal in die 1980er-Jahre einzutauchen – mit dem Wissen von heute. Und es macht ziemlich viel Spaß!

Teil 3

Durch die unmittelbare Nähe zur Grenze konnten wir bei gutem Wetter DDR-Fernsehen empfangen, oft war es aber unscharf und krisselig und für mich als Kind total uninteressant. Einzig das Sandmännchen habe ich regelmäßig angeschaut, wenn ich bei meiner Oma zu Besuch war. Sie lebt im Werra-Meißner-Kreis und hatte besseren Empfang als wir.
Im Gegensatz zu »unseren« Westprogrammen war das DDR-Fernsehen jedoch nur schwarz-weiß. Auch die Fotos vom Großonkel in Sachsen-Anhalt waren schwarz-weiß, und so wuchs ich in dem Glauben auf, die DDR sei insgesamt schwarz-weiß. (Ja, es ist witzig! )
Ich war im Kindergartenalter, als wir auf dem Weg in Richtung Norden eine Zeitlang dicht an der Grenze entlangfuhren. Offensichtlich so dicht wie sonst nur selten, denn es gab extra Haltebuchten für Reisebusse, um einen Blick in die DDR erhaschen zu können.
Doch ich sah keine DDR, sondern nur Wiesen, Bäume, Kühe und vereinzelte Dörfer. Kein farbloses Areal, keine schwarz-weiß-grauen Flächen, sondern Grün in all seinen Schattierungen.
Da erst wurde mir langsam bewusst, dass die DDR gar nicht so exotisch war. Zwar unerreichbar, aber trotzdem irgendwie ganz normal. Mit grünen Bäumen und Wiesen und ganz normalen Tieren und Menschen. Und mit Kindern, die genauso gern im Matsch spielen wie ich.

Hattet ihr auch so sonderbare Vorstellungen von der DDR oder BRD?

Teil 4

Ich weiß nicht mehr genau, wann ich das erste Mal in Eisenach war.
Es war jedenfalls kurz nach Grenzöffnung, denn es gab noch Grenzkontrollen und einen Stempel im Reisepass sowie Zwangsumtausch, der am 24.12.1989 abgeschafft wurde.
Eisenach liegt nur 40 km von meiner Heimatstadt entfernt, aber es war nicht nur die Reise in ein anderes Land, sondern auch in eine andere Zeit. Die Fassaden waren grau-braun, die Luft roch speziell, die Innenstadt war komplett anders, als ich es kannte. Die Geschäfte waren nicht schon von Weitem als solche zu erkennen, es gab keine mir bekannten Marken zu kaufen. Vor der Bank stand eine lange Schlange, um Geld zu tauschen. In einer Nebenstraße wurden Kohlen in einen Keller geschippt, was ich bis dahin nur aus alten Filmen kannte.
Wir waren zu viert dort: Meine Eltern, meine jüngere Schwester und ich. Wegen des Zwangsumtauschs hatten wir Geld, das wir entweder ausgeben oder verschenken mussten – Rücktausch war nicht möglich. Also kauften wir Schokolade, Küchenartikel, Kleinkram und gingen das erste Mal überhaupt als Familie in ein Café, um Kaffee und Kakao zu trinken.
Es war ein bemerkenswerter Nachmittag.
Unsere Schule hatte eine Art Patenschaft mit einer Schule in Bebras Partnerstadt Friedrichroda, deshalb fuhren wir mit einem Bus voller Pubertierender nach Thüringen. Dort erfuhr ich das erste Mal vom Fahnenappell und trank rote Brause, kann mich ansonsten aber nur noch an ein marode wirkendes Schulgebäude erinnern.

Michaela, die Protagonistin meines Krimis, fuhr 1984 aus ganz anderen Gründen nach Eisenach – und erlebte dort ein viel größeres Abenteuer als ich.

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Von Schwerverbrechern und Singlebörsen

Neue Wege

Für meine neue Siegerland-Krimi-Reihe probiere ich gerade etwas Neues für meine Figuren aus: passende Bilder im Netz suchen.
Ich weiß von einigen Kolleginnen und Kollegen, dass sie das bei jedem Buch machen, aber bisher fand ich das für mich unnötig. Ich habe ein sehr bildhaftes Gedächtnis und sehe meine Figuren immer plastisch und lebendig vor mir; Fotos von realen Personen würden mich da nur einschränken. Und viel wichtiger als die Frage nach einer großen oder kleinen Nase oder dem Bauchumfang ist ja die Psychologie, die Motivation, das Handeln der Figuren.
Dachte ich.

Frau am Laptop

Doch seit letzter Woche habe ich die neue Version meines Autorenprogramms auf dem Rechner (Papyrus Autor 9), das noch mehr Features bietet als die ältere Version (ich schreibe schon seit neun Jahren mit Papyrus, angefangen mit Version 2). Um die alle auszutesten, habe ich den Krimi als neues Projekt angelegt und klicke und probiere mich nun durch die vielen Möglichkeiten (Denkbrett, Zeitstrahl, Organizer, …).
Und weil man in Version 9 auch Fotos seiner Figuren in die Datenbank einpflegen kann, habe ich mich auf die Suche nach aussagekräftigen Bildern gemacht.

Bilder suchen

Aber mit welchen Begriffen suche ich nach geeigneten Fotos?
„Frau, hellblond“ war ganz gut, um ein Foto einer Nike-ähnlichen Frau zu finden. Sie passt nicht perfekt, ist aber nah dran.
„Gärtnerin“ führte mich umgehend zu Nikes Mutter Brigitte; unter „Senior“ fand ich dann Nikes Vater Hajo – allerdings erst  nach langer Suche. Hauptsächlich entdeckt man nämlich junge, hübsche Frauen unter dem Begriff „Senior“.
Sehr viel schwieriger waren allerdings die Verdächtigen zu finden.
Gebe ich Alter und Geschlecht ein, lande ich auf irgendwelchen Modelplattformen, auf Werbeseiten und erstaunlich oft beim Friseurhandwerk. Aber in meinen Romanen laufen keine gestylten Models herum, sondern mehr oder weniger normale Menschen (wobei ich „normal“ sehr weit fasse).
Ein paar Nebenfiguren habe ich dann auf Singlebörsen gefunden, andere unter „Verdächtiger“ oder „Kriminelle“ – da muss man dann allerdings die ganzen Politiker-Fotos aussortieren …

Bemerkenswert fand ich jedoch Nikes Mann Lukas, der eine tragende Rolle im ersten Fall spielt. Beim Schreiben seiner Szenen hatte ich immer einen Mann mit kurzen blonden Haaren im Kopf. Beim Suchen unter „Mann, blond“ fand ich dann plötzlich ein Foto, das perfekt zu dem Lukas passt, den ich geschrieben habe. Nur, dass der neue Lukas auf einmal dunkle Locken hat …
Aber der Mann auf dem Bild hat sofort mit mir „gesprochen“, und auf einmal wurde Lukas viel lebendiger und viel präsenter für mich – was sich natürlich deutlich auf die Figur innerhalb der Geschichte auswirkt. Einen ähnlichen Effekt hatte ich bei Nikes Zwillingsschwester Vic.

Fazit

1:
Es lohnt sich, seine Arbeitsweise zu überdenken und mal etwas Neues auszuprobieren. Man könnte positiv überrascht werden!
:)

2:
Man sollte sehr vorsichtig sein mit Fotos, die man von sich selbst oder von anderen Menschen ins Netz stellt. Sie könnten Vorbilder für sonderbare Romanfiguren werden!
(Im positiven Fall. Im negativen kann man ziemlichen Schindluder mit solchen Bildern treiben, erst recht mit Bildern von Kinden. Überlegt euch also gut, was ihr einstellt – und denkt dran: Das Internet vergisst nichts!)

Ich werde vermutlich auch für zukünftige Projekte in Bilddateien stöbern – denn neben all dem nützlichen macht es auch Spaß und man landet auf Seiten, die man sonst nie gefunden (geschweige denn gesucht!) hätte!
:D

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Geschichte in Leipzig

Wenn die Autorin nicht aus ihrer Haut kann …

 

Im jüngst zu Ende gegangenen Urlaub haben wir unter anderem einen Abstecher nach Leipzig gemacht – eigentlich, um uns die Stadt und ein paar ihrer Sehenswürdigkeiten anzuschauen.
Am Ende sind wir jedoch im Zeitgeschichtlichen Forum gelandet, das ich mir einfach nicht entgehen lassen konnte.

So viel Input für meinen neuen Krimi!

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Zeitzeugen und Spurensuche

Die hartnäckige Idee

In den vergangenen Tagen war ich auf Recherchereise – sowohl zeitlich als auch räumlich.

Diese ganze Reise mit all ihren Eindrücken hat mich nachhaltig beeindruckt und so einiges in mir ausgelöst, das ich erst mal verarbeiten muss.
Hintergrund dieser Reise ist natürlich mein gerade in der Entstehung begriffener neuer Roman. Aus einer vagen Idee, einer einzelnen Szene, erwächst langsam eine Geschichte, die unbedingt erzählt werden will. Eine Geschichte, von der ich bis vor ein paar Tagen gar nicht wusste, dass sie in mir wohnt.

Das mit der einzelnen Szene ist sonderbar, weil ich diese Art der Ideenfindung von mir gar nicht kenne. Bisher hatte ich immer ein bestimmtes Oberthema, mit dem ich mich gern beschäftigen wollte, und die Geschichten entstanden dann quasi unter dieser Überschrift.
Diesmal ist es anders.
Die ideengebende Szene war einfach da, beim Pizzaessen kam sie aus dem Nichts, grinste mich an und sagte: „Da bin ich. Und ich werde dich so lange nerven, bis du dich mit mir beschäftigst und dir die Geschichte anschaust, die ich mitgebracht habe.“
Da konnte ich ja schlecht Nein sagen!

Zeitzeugen

Und es hat sich gelohnt. Ich muss ja gestehen, dass mir die Recherche von allen Arbeitsschritten am meisten Spaß macht. Und diesmal ist sie besonders intensiv und, wie eingangs erwähnt, beeindruckend.

Über Umwege fand ich einen Zeitzeugen, der mir gern von seinen beeindruckenden Erfahrungen erzählt hat und mich an seinem sehr umfangreichen Wissen teilhaben ließ. Anschließend habe ich mich zwei Tage lang auf Spurensuche begeben, habe alte Relikte aufgestöbert, in fremden Erinnerungen gegraben, vergilbte Fotos betrachtet und immer wieder innegehalten, um dem Grauen Raum zu geben.

Jetzt sitze ich hier an meinem Schreibtisch zwischen Lektürebergen und versuche, all das wirken zu lassen und ihm den passenden Raum im Roman zu geben. Ich ahne, dass mir eine sehr emotionale Zeit bevorsteht.
Aber das ist wohl Autoren-Schicksal, denn wenn ich Leid für Leser greifbar machen will, muss ich das Leid auch fühlen. Sonst ist es nur eine nüchterne Beschreibung.

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Autorenwahnsinn

Autorenwahnsinn – die Sommerloch-Edition

Warum ich Social Media so liebe?
Weil es immer wieder tolle Aktionen gibt, die viel Spaß machen und an denen man sich ganz unkompliziert und frei von Verpflichtungen beteiligen kann. Wie zum Beispiel #Autorenwahnsinn.
Einen Monat lang werden wir das Sommerloch mit lustigen, interessanten und bemerkenswerten Infos rund um unser Schreiben füllen.
Wenn ihr im Internet – vor allem aber bei Twitter – nach dem Hashtag #Autorenwahnsinn sucht, findet ihr viele Autoren, die aus dem Nähkästchen plaudern. Dabei könnt ihr natürlich auch viele für euch unbekannte Schriftsteller entdecken!
Und die Autoren unter uns fühlen sich am Schreibtisch vielleicht nicht mehr ganz so einsam und unverstanden …

Tag 1 – Woran schreibst du diesen Sommer?

Aktuell schreibe ich einerseits an einem neuen Liebesroman, der in den schottischen Highlands spielt.
Andererseits – und das ist ja hier an dieser Stelle viel interessanter – arbeite ich am ersten Teil meiner neuen Krimi-Reihe.
Im Moment bin ich noch dabei, die Figuren auszuarbeiten. Das nimmt natürlich viel Raum in Anspruch, denn diesmal steht keine Ermittlerin im Mittelpunkt wie Natascha Krüger aus Knochenfinder und Kuckucksbrut, sondern eine Psychologin.
Weil eine Psychologin natürlich nicht reihenweise Kriminalfälle lösen kann, braucht sie auch ein glaubwürdiges Umfeld. Das wiederum bedeutet, dass ich ziemlich viele Personen erfinden muss, die ihr Gutes und weniger Gutes wollen. Und sie braucht Menschen, die ihr zur Seite stehen und ihr Steine in den Weg legen sowie Figuren, die sie nur eine kurze Zeit begleiten. Damit das keine Pappkameraden werden, müssen sie lebendig werden und brauchen ebenfalls eine Biografie.
Ach ja – einen ordentlich ausgearbeiteten Fall braucht meine Psychologin natürlich auch, schließlich möchte ich mit meinen Bücher in erster Linie unterhalten.
Ihr seht also: Langweilig wird mir bestimmt nicht!

Tag 2 – Dein Schreibziel für den August

Momentan bin ich noch mit den Figuren und vor allem der Recherche beschäftigt.
Für die kommende Woche habe ich bereits einen Termin mit einem Zeitzeugen ausgemacht. Gemeinsam mit ihm werde ich einen wesentlichen Handlungsort besuchen (der nicht im Siegerland liegt!) und außerdem ganz schön viel im Internet recherchieren.
Mein Monatsziel für August ist also: den Plot wasserdicht bekommen, ein ausgereiftes Exposé verfassen und vielleicht auch schon die ersten Kapitel schreiben.

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