Caminho Portugues – Tag 11

Von Valga nach Faramello

Caminho Portugues Tag 11 - Startbild

Noch fünfunddreißig Kilometer bis nach Santiago.
Ob Stefan sein heutiges Ziel erreichen würde? Als ich morgens um acht die Herberge verließ, schlief er jedenfalls noch. Renate und Alex begannen ihren Tag langsam, die Polin ohne Namen war schon weg. Diesmal war mein Frühstück nur vier Kilometer, also eine gute Stunde Fußweg, entfernt. Kaum hatte ich mein Bocadillo verspeist und den Café con Leche getrunken, kam auch Alex um die Ecke.

Wie geht es meinen Pilgerfreunden?

Von Birgit kam eine Nachricht: Sie war gemeinsam mit zwei anderen, die ich noch aus der Herberge in Rates kannte, in Santiago angekommen.
Wie es wohl Marianne, Heike und Regina ging? Sie hatten sich fest vorgenommen, trotz Gepäcktransport unterwegs, zumindest den Einmarsch in Santiago mit Sack und Pack zu meistern.
Und auch all die anderen, die ich unterwegs kennengelernt hatte: Wie ging es ihnen? Wer war ebenfalls schon in Santiago, wer war noch hinter mir? Hatte womöglich jemand aufgeben müssen?

Caminho Portugues Tag 11 - Brücke bei Pontecesures
Brücke bei Pontecesures

Der nächste größere Ort war Pontecesures. Witzigerweise traf ich dort Silvie und Laura, die beiden Schweizerinnen. Auch Pontecesures ist ein Ort, der einen längeren Aufenthalt verdient. Die alten Gebäude und vielen Cafés am Weg laden zum Verweilen ein, doch ich holte mir nur kurz ein Eis und ging weiter.
In Padron erkennt man schnell den Abzweig nach Herbon, den ich aber ignorierte. Für eine erneute Übernachtung war ich noch gar nicht weit genug gegangen, ich war ja gerade erst warm geworden!

Von Glück und Schokolade

Die Wegführung durch Padron ist ziemlich nett, man wird durch die Altstadt und eine kühle, schattenspendende Allee geführt. Entsprechend saßen natürlich einige Pilger am Wegesrand und machten eine Pause. Und wen traf ich da? Renate aus der Herberge! Sie winkte mir zu und überreichte mir ein kleines Päckchen: meine Schokolade aus dem Kühlschrank!
Ich musste wieder an das vierblättrige Kleeblatt hinter Tui denken. Sachen gibt es, die gibt es gar nicht!
»Ich habe die Schokolade mitgenommen, bevor sie weggeschmissen wird. Außerdem hatte ich darauf vertraut, dass wir uns wieder sehen.«
Wir teilten uns die Schokolade, aßen noch einen Riegel zusammen und ich ging weiter. Renates Etappenziel war das Konvent in Herbon, ich wollte noch weiter nach Faramello.

Caminho Portugues Tag 11 - Schuhe auf Kilometerstein
Symbolbild

Der Weg führte wenig attraktiv über mehrere Kilometer an der Bundesstraße entlang. Es war heiß und laut, nur ab und zu kam ein kleiner Ort. In einem kleinen, engen und sehr ursprünglich wirkenden Dörfchen machte ich eine Pause auf einem großen Stein, um meine Füße zu lüften. Hunde und Katzen kamen und gesellten sich zu mir, offensichtlich saßen auf diesem Schattenplatz öfter Pilger.
Frisch gestärkt ging ich weiter, bis ich hinter mir Schritte hörte. Da war ja jemand ganz schön schnell unterwegs! Mit einem fröhlichen »Hallo!« überholte mich Stefan.
»Und, schaffst du es heute noch bis Santiago?«, fragte ich und er lachte. »Es läuft gerade ziemlich gut. Ich denke schon.«
Kurz darauf war er weg und ich wieder allein.

Genug für heute

Der lange Weg in der Hitze an der Bundesstraße hatte mich mürbe gemacht. Meine Füße schmerzten, nur ein kurzes Stück führte durch Eukalyptuswald und war eine echte Erholung für die Gelenke. Trotzdem hatte ich für heute genug. Mein Ziel war die erstbeste Herberge, denn mittlerweile waren es noch weniger als achtzehn Kilometer bis Santiago. Zu viel für diesen Tag, ganz schön wenig für den nächsten. Denn eigentlich hatte ich alle Zeit der Welt.

Caminho Portugues Tag 11 - Eukalyptuswald
Eukalyptuswäldchen

Als ich nach dem Duschen meine Wäsche auf die Leine im Garten hängte, wurde ich von Piet, dem Holländer, begrüßt. Nach der Diskussion mit der Hospitalera war er einfach zur nächsten Herberge weitergegangen. Später kam noch Alex dazu und wir aßen gemeinsam zu Abend, redeten über unseren Weg und das, was er mit uns gemacht hatte.
So endete mein letzter kompletter Pilgertag. Am nächsten Tag würde ich Santiago erreichen.

Caminho Portugues Tag 12 – Von Famarello nach Santiago

Caminho Portugues Tag 10 – Von A Portela nach Valga

Teile diesen Beitrag

One thought on “Caminho Portugues – Tag 11

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert